Peter
Ich ging in Zürich in die Predigerkirche zu einer Predigt, die mich dann sehr enttäuschte. Traurig ging ich wieder aus dem Museum und blieb auf der Treppe stehen. Auf dem Platz stand Peter, Professor für Informatik, und schrie. Ich rief ihm zu: "Komm doch zu uns in die Kirche". Er schaute einen Moment zu mir hinüber und schrie weiter.
Sein Verhalten erstaunte mich nicht, denn er war der schönste, reichste, einflussreichste und schwermütigste Mann, den ich kannte. Ich eilte zu ihm und wollte ihn schütteln, damit er wieder zur Vernunft käme. Doch er blieb stehen wie ein Fels. Er sah zum Himmel, es war gerade Vollmond und schrie unentwegt - wie ein Affe in einem Labor mit Elektroden im Kopf.
Da hörte ich ein leises Klirren von Halsbändern und schaute mich um. Zwei riesige schwarze Hunde kamen auf uns zugeeilt. Dabei kreuzten sie sich auf dem Wege und schnüffelten herum. Ich dachte: Ich wusste gar nicht, dass Peter Hunde hat. Als sie bei uns angelangt waren, setzten sie sich wie Wächter vor uns hin. Es war stockfinstere Nacht, nur die Halsbänder funkelten wie Diamanten.
Bearbeitet am 2. April 2015
Autorin: Esther Keller-Stocker, Schweiz