AUFSÄTZE ZU EINER GANZHEITLICHEN THEOLOGIE

Esther Keller-Stocker

AUFERSTEHUNG, TEIL 1

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1. ÜBER FRA BEATO ANGELICO

Fra Beato AngelicoFra Beato Angelico wurde um 1387 in der Nähe von Florenz auf den Namen Guido di Piero geboren. Er wuchs im fruchtbaren Mugellotal inmitten bunter Frühlingswiesen auf. Diese Gegend hatte auf sein Schaffen einen grossen Einfluss. Über seine Jugend und seine Heimat ist wenig bekannt. Erst 1433, als er bereits ein grosser Meister war, erhalten wir Nachricht über seine Kunst (1).

Der junge Guido di Piero trat 1407 unter dem Namen Fratello Giovanni ins Dominikanerkloster von Fiesole ein. Die ersten 10 Jahre seines Mönchseins verbrachte er in Cortona bei Arezzo, dessen landschaftliche Berglage die von Fiesole noch übertraf. Zurück in Fiesole wirkte der Künstler in der klösterlichen Stille, umgeben von der blühenden Natur, in der Frische des Bergwindes in religiöser und musischer Hingabe dem Geist volkstümlicher, spätmittelalterlicher Frömmigkeit verpflichtet. So schreibt B. Oertel:

Madonnen- und Heiligengestalten in zarter Anmut, im Glanz des Goldes und der leuchtenden, Buntheit der Farben sind das unübertroffene Beispiel seiner bewusst religiösen Haltung (2).

Als die Dominikaner in das grössere, renovierte Kloster San Marco in Florenz übersiedelte, bemalte Fra Giovanni deren Räumlichkeiten. Acht Jahre lang schmückte er in unermüdlicher Ausdauer die Säle und Refektorien, die Kreuzgänge und fast alle Zellen mit seinen Fresken. Paul Schubrig schreibt dazu:

In unendlicher Variation stellte er die Heilsgedanken der Passion und Dominikanertheologie, die innige Verherrlichung der Gottesmutter und die Leiden der Märtyrer vorführend dar. In diesen Fresken erhebt sich Fra Giovanni zu einer Würde, Grösse und Monumentalität, die ihn an die Seite der Besten stellt. Der Verzicht auf alles Nebensächliche lässt die Szene einheitlich und erhaben wirken; das Männliche hat im Kloster natürlich Vortritt, aber wo von Maria die Rede ist, da bricht gesammelte Zärtlichkeit und schwärmerische Verehrung durch (3).

Engelreigen

Die Fresken im Kloster San Marco in Florenz sind der Höhepunkt seines Lebenswerkes und zugleich der reinste Ausdruck seines künstlerischen Wollens. 1445 rief Papst Eugen IV. den Mönch nach Rom, um eine Kapelle im verfallenen Vatikan auszumalen. Sieben Jahre lang blieb Fra Giovanni in Rom. In den Sommermonaten weilte der Künstler auf dem Berg von Orvieto, um der Bruthitze Roms zu entgehen. In Orvieto begann er den Dom auszumalen, allerdings ohne sein Werk zu beenden. 1452 kehrt er noch einmal in sein Heimatkloster San Marco zurück. Er verstarb er 1455 in Rom.

Zu seinem Beinamen Beato Angelico kam er wegen seinen Engeldarstellungen. Im frühen 19. Jahrhundert wurde die Beatifizierung des Künstlers in der romanischen Kunsttheorie als Legitimationsgrundlage katholischer Restauerationsbestrebungen wieder aufgegriffen.

Literaturangaben:

  1. Paul Schubrig, Fra Angelico der Maler und Mönch.
    Bild von Fra Beato Angelico aus: http://www.mega.it/eng/egui/pers/beato.htm Bild vom Engelreigen aus Paul Schubrig, Fra Angelico
  2. B. Oertel, Fra Angelico in RGG Bd. II, Sp. 1011.
    Weiter Anselm Hertz, Fra Angelico und die Zeitsituation am Ende des 14. Jahrhunderts. Jutta Held/Norbert Schneider, Sozialgeschichte der Malerei vom Spätmittelalter bis ins 20. Jahrhunder, S. 144ff.
  3. Paul Schubrig, Fra Angelico, der Maler und Mönch, S. 4.

Esther Keller-Stocker, Aufsatz von 1986,
Letzte Revision von Text und Gestaltung: Jan. 2020

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