AUFERSTEHUNG, TEIL 4
4. DIE BUNDESLADE
In Bearbeitung!
4.1. DIE SONNENGÖTTIN VON ARINNA
Doch wie kommt die Sonnengöttin von Arinna nach Palästina respektive nach Jerusalem?
Einen Anhalt gibt Martin Noth, nach ihm verehrten die israelitischen Stämme ursprünglich die «Bundeslade» (hebr. Ha-Aaron ha-Berith) als eigentliche Gottheit. Die Konsonanzen von Ha-Aaron («die Lade») kommen im Alten Testament auch in zwei Namen vor, so heisst der Bruder Moses Aharon, und der Jebusiterpriester, der dem David das Land verkaufte, hiess Arawna . Gerade der Name Arawna (34) wird in der Fachliteratur als ein nicht-semitischen sondern hethitischen (oder hurritischen) Gottes-Namen erkannt. Und da kommt für mich nur die «Sonnengöttin von Arinna» in Frage (35). Die ersten Hethiter, die aus dem Ursprungsland der Hethiter, aus Anatolien kamen, waren die Leute aus der Stadt Kurustama im Norden des hethitischen Stammeslandes. Sie werden im «Kuruštama-Vertag», der im 15. Jahrhundert v. Chr. zwischen den Hethitern und den Ägyptern abgeschlossen wurde. Nach heutigem Konsens zwischen dem hethitischen Grosskönig Tudhalija I./II. (1460-1420 v. Chr.) und dem Pharao Thutmosis III. (1445-1413 v. Chr.).
Die Existenz dieses Vertrages ist aber erst aus späteren Texten bekannt. So schreibt der Grosskönig Mursilli II. (1321-1295 v. Chr.) über seinen Vater Šuppiluliuma I.:
Mein Vater verlangte dann die Vertragstafel, wie der Wettergott die Leute von Kurustama, Söhne von Hatti, genommen und ins Land Ägypten gebracht und sie zu Leuten Ägyptens gemacht hatte und wieder Wettergott zwischen dem Lande Ägypten und dem Lande Hatti einen Vertrag geschlossen hatte und wie sie stets miteinander freundlichgewesen waren…. (aus den «Mannestaten Suppiluliumas, 7. Tafel») (36).
Es wird heute spekuliert, um was für Leute es hier handelt, die in überlieferten Texten sowohl in Einzahl wie in Plural vorkommen. Nach der obigen Übersetzung von Gernot Wilhelm handelt es um «Söhne von Hatti», die von Nordanatolien ins ägyptische Hoheitsgebiet umgesiedelt wurden. Dazu schreibt Maciej Popko (37):
… so scheint es, die Bevölkerung, die aus der Umgebung der Stadt Kurustama in Nordanatolien deportiert (oder waren es Söldner ?) und irgendwo in Syrien oder Palästina angesiedelt wurde (S. 157) (32).
In den Texten zu diesem Kurustama-Vertrag heisst es, der Wettergott habe die Leute nach Ägypten gebracht. Aber wenn die Leute von Kurustama ausdrücklich als «Söhne Hattis» genannt wurden, verehrten sie auch ihre Göttin, die Sonnengöttin von Arinna. Sie war spätestens seit althethitischer Zeit (ca. 1600-1500 v. Chr.) bis am Ende des Grossreiches die oberste Staatsgöttin zusammen mit dem Wettergott (33).
Verwirrung stiftet heute auch der Titel «Meine Sonne», die sich späteren Grosskönige gaben. Damit haben unsere Theologen die männliche Variante der Sonne gefunden, die es ihnen erlaubt, die geflügelte Sonnenscheibe in den königlichen Stempeln als die von «meine Sonne» zu identifizieren. - Nach Volkert Haas widerspiegelt «Meine Sonne» die Verbindung des hethitischen Grosskönigs zum alten indogermanischen Stammesgott (heth. Sius, griech. Zeus, lat. Deus), der aber in der althethitischen Zeit durch die einheimische Sonnengöttin als Staatsgottheit ersetzt wurde. Volkert Haas schreibt:
Zwar konnte Sius sich nicht gegen die einheimischen hattischen Sonnengöttinnen durchsetzen, doch blieb er dem hethitischen Königtum nicht nur durch den Titel verbunden, sondern auch dadurch, dass ihm als selbständiger Gottheit im königlichen Privat- und Ahnenkult bis zum Zusammenbruch des hethitischen Reichs kultische Verehrung zuteil wurde. Im offiziellen Staatskult jedoch tritt der alte Stammesgott später nicht mehr in Erscheinung – das Wort sius wird zur Bezeichnung für Gottheit schlechthin (40).
Nach Helmuth Uhlig (41) konnten die Hethiter die anatolische Ureinwohner nur in das hethitische System integrieren, in dem sie die mächtige Muttergöttin Wuruschemu von Arinna als höchste staatliche und königliche Instanz übernahmen. Als Wahrerin der hethitischen Staatsordnung wachte sie über das hethitische Grossreich. – In den Briefen und Verträgen der Ägypter wird sie aber durch das eigene männliche Pendant ersetzt und nannten sie «Re von Arinna» (42).
Im Alten Testament ist der Jebusiter Arawna in II. Samuel 24 traditionell eng mit einer Pesterzählung verknüpft. Die Pest ist im jetzigen Text als Strafe für die Volkszählung Davids verknüpft. Fritz Stolz vermutete, dass hier ursprünglich die Einsetzung der jebusitischen Kleinfürsten erzählt wurde und durch alttestamentliche Autoren in eine Davidsgeschichte umgewandelt wurde. - Nehmen wir die einzelnen Motive, die dem alttestamentlichen Erzähler als Quellen vorlagen und in seinem Sinne zur vorliegenden Geschichte interpretierte, so lässt dies an die Pestkatastrophe, die Šuppiluliuma I. (1355-1320 v. Chr.) nach Anatolien einschleppte, denken. Denn nach Ansicht seines Sohnes, Grosskönig Mursili II. ist die Pest einen widerrechtlichen Überfall auf die Garnisonen im ägyptischen Amka nördlich von Israel einfiel, war dort die Pest ausgebrochen. Mit den Kriegsgefangen kam die Seuche nach Anatolien. – Als die hethitische Verbände ägyptischen Garnisonen überfielen, dürften es doch einigen der Hethiter beim Anblick der kranken Bewohner gedämmert haben, dass es sich hier um eine gefährliche Krankheit handelt und sind desertiert. – Aber wohin? Syrien stand unter hethitischer Herrschaft, also nach Palästina, in ein wenig besiedeltes Gebiet, nach Jerusalem. Dort errichteten sie ein Fürstentum nach hethitischem Vorbild, dabei war der König der Sohn der Sonnengöttin von Arinna. Natürlich konnten sie sich nur als tributpflichtige Vasallen der Ägypter hier niederlassen. Doch in Ägypten war es üblich feindliche Krieger als Vorhut zum Schutz Ägyptens in Palästina anzusiedeln. Das berühmteste Beispiel sind die Philister unter Ramses III. (43).
Eine weitere Welle von Flüchtlingen fand Mitte des 12. Jahrhundert v. Chr. statt, als Massen von Menschen vor Kälte und Hunger in den nördlichen Gebieten nach Ägypten flüchteten (44). Einige dürften sich unterwegs in Palästina ansiedelten haben. Aus diesen Ereignissen im 11. Jh. v. Chr. entstand meines Erachtens im 8. Jh. v. Chr. die Idee von Jahwe, der aus der Wüste kam. Denn im 12./11. Jh. v. Chr. war überall Wüste um das östliche Mittelmeerbecken. Aus den vorliegenden Quellen entanden die Geschichte vom Exodus und der Wüstenwanderung unter dem Heiligtum Aaron/Arinna, aber nicht als Truhe sondern wohl eher als geflügelte Sonnenscheibe. In der biblischen Erzählung, die frühestens im 6. Jh. v. Chr. entstand wurde aus Aaron/Arinna die Bundeslade.
4.2. DIE STAMMESGÖTTIN AARON/ARINNA
Im Alten Testament ist die Lade in Sichem, Silo und Bethel stationiert, also an einer wichtigen Handelsroute zwischen Ägypten und Syrien. Andererseits geht man davon aus, dass sich Hapirus und Schaschu-Beduinen Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. zu 12 Stämmeverbänden zusammentaten. Die Zahl 12 ist nicht historisch sondern symbolisch. Die Zahl 12 gehört aber zur Sonnensymbolik, ist also Ausdruck einer Sonnengottheit. Die 12 Stämme Israels formierten sich also um Aaron/Arinna, der Sonnengöttin, um sich in der Auseinandersetzung mit all den umliegenden Fürsten zu behaupten.
Die semitischen Schasu (Š3sw) tauchen sowohl in ägyptischen als auch im hethitischen Heer auf (40). Das berühmte Beispiel, in dem Schasus involviert waren, waren die Schaschu-Leute, die von den Ägyptern vor Qadeŝ am Orontes in Westsyrien (1274 v. Chr.) aufgegriffen wurden. Sie behaupteten vor Ramses II., der hethitische Grosskönig Muwatalli sei gar nicht in der Gegend und lockten die Ägypter auf diese Weise in einen Hinterhalt.
Im Begriff «Hebräer» steckt das Wort «Hapiru». Es waren Gruppen von Kriminellen, Flüchtlinge und plündernde Söldner und sozial Ausgestossene, die durch die Regionen zogen, und für reisende Kaufleute und Einheimische zur ständigen Bedrohung wurden. Kleinfürsten setzten Hapiru-Leute als Sölder ein, um den eigenen Machtbereich zu vergrössen. Eine best bezeugte Person in den Amarna-Texten (14. Jh. v. Chr.) ist ein Hapiru mit dem hurritischen Namen Abdi-Ashirta. Er eroberte Städte in Amurru und wurde deren König (41).
4.3. ISRAELITEN IM ALTEN TESTAMENT
Aus unserer Fachliteratur ist zu erfahren, dass diese Semiten eine streng patriarchale Ordnung hatten. Dabei werden die zahlreichen Geschichten im Alten Testament, in denen Frauen eine dominante Rolle spielen, als Ausnahmen in der patriarchalen Ordnung jener Zeit betrachtet. – Ich denke, da geht es weniger um die angeblich «streng patriarchalen Sozialordnung» jener Stämme sondern eher um die Legitimation unserer real patriarchalen, christlichen Theologie respektive deren Fachliteratur. So weise ich darauf hin, wenn Palästina tributpflichtiger Vasall war, hiess das nicht, dass die lokalen Stadtstaaten und ihre Bevölkerung den ägyptischen Sonnengott RE als den obersten Staatsgott anbeteten sondern ihre eigenen Traditionen und Göttinnen/Götter hatten.
Für die Israeliten war Aaron (Lade) ursprünglich die eigentliche Gottheit. Sie wurde auf einem Wagen von säugenden Kühen gezogen (I. Sam. 6), das auf eine weibliche Gottheit hinweist. Erst als ein Teil der Israeliten im 6. Jahrhundert v. Chr. nach Babylon in die Gefangenschaft kam, wurde aus Aaron die Lade als Wohnsitz Jahwes. Nach Leo Frobenius waren semitische Beduinen ursprünglich matrizentral organisiert . Im Alten Testament treten auch Gottesmänner, Priester und Gott selber als Erzeuger von Söhnen auf. Dies weist ebenfalls auf eine matrizentristische Kultur (43).
Die Israeliten werden im Alten Testament als herumreisende semitische Nomaden und Halbnomaden dargestellt, die sich unter Aaron/Arinna in 12 Stämmen zusammengeschlossen hatten (44). Ich sehe darin die Möglichkeit dieser semitischen Beduinen ihre matrizentristische Struktur unter einer Staatsgöttin zu einen …. Gleichzeitiger Übergang v... gleich gehts weiter! ....
Text und Gestaltung: Esther Keller-Stocker von 1986,
zuletzt revidiert: Text im Januar 2020