Die Göttin hinter der alttestamentlichen Bundeslade, Teil 1

Esther Keller-Stocker

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1. Die Bundeslade

1.1. Begriffe im Vergleich

Ha-Aaron ist ein Begriff, der im Alten Testament immer wieder vorkommt. Übersetzt wird ha-aaron mit «die Lade». Ha-Aaron wird auch als «Lade Jahwes» bezeichnet (1), als «Lade Gottes» (2), «Lade des Zeugnisses» (3), «Lade des Bundes» (4), «Lade des Bundes Jahwes (5)/Gottes» (6) usw.

Andererseits hat Ha-Aaron grosse Ähnlichkeiten mit dem Namen Aharon, dem Bruder Moses (II. Mose 4,14), ebenso mit dem Namen des Jebusiters, der David das Land verkauft hatte, auf dem später König Salomo den Tempel für Jahwe bauen liess (II. Chr. 3,1). Dieser Jebusiter soll Araunah/Arawna geheissen haben (II. Sam. 24,18-24).

Im Hebräischen wurden ursprünglich nur die Konsonanten geschrieben. Und da fällt die Ähnlichkeit der drei Wörter noch mehr auf:

  1. Aaron im Sinne von Lade heisst auf Hebräisch h-a-r-w-n,
    hebräische Schreibweise ה-א ר ו ן
  2. Aharon im Sinne des Hohepriesters A-h-r-w-n,
    hebräische Schreibweise א ה ר ו ן
  3. Arauna im Sinne des Hohepriesters A-r- w- n - h,
    hebräische Schreibweise א ר ו נ ה

Bei der Auflistung von Ha-Aaron, Aharon und Araunah sehen wir, dass die Konsonanten bei allen drei Namen dieselben sind, bloss das He ה ist bei jedem Begriff vertauscht.

  1. In Ha-Aaron wird das He ה zum Artikel also „die Lade“.
  2. In Aharon schiebt sich das He ה hinter das Alef also Aharon, Bruder Mose
  3. In Araunah steht das He ה am Ende des Wortes, Araunah, der Jebusiterpriester
  4. In I. Chronik 21,15 heisst der Jebusiter, dem die Tenne bei Jerusalem gehörte, Arnan oder Ornan. Die Schreiber der Chronikbücher haben den ursprünglichen Namen Araunah verändert

«Aaron» ist meistens ohne Artikel geschrieben. Das bedeutet, «Aaron» kann auch ein Name sein wie Aharon und Araunah. Die Ähnlichkeit der drei Begriffe weisen auf denselben Ursprung hin – auf die hethitische Sonnengöttin von Arinna.

Bauer-Leander zeigen, wie der alttestamentliche Text, der uns vorliegt aus unzähligen Überarbeitungen hervorgegangen ist. Dabei wurde die Sprache laufend vereinheitlicht, sodass ursprüngliche Unterschiede in Dialekten und Entwicklungen nicht mehr sichtbar sind. Nach der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels begannen rabbinische Gelehrten, «die Masoreten» in Ost und West den biblischen Text möglichst getreu, aber doch mit den nötigen (!) Korrekturen zu überliefern. Um die richtige Aussprache – wie die Texte in nachchristlichen Jahrhunderten vorgelesen wurden - zu gewährleisten, begannen sie die Vokale mit Punkten in die Konsonantenschrift einzusetzen (7).

Aber nicht nur die Sprache wurde stetig angespasst sondern auch die Schrift. So stammt die hebräische Quadratschrift aus dem Aramäischen (2. Jh. v. Chr.) (8). Das Alte Testament, auf die unsere Übersetzungen beruhen, stammt von Samuel ben Jakob aus Alt-Kairo und wurde ca. 1009 n. Chr. veröffentlicht. Da sich seine Handschriften in der Russischen Nationalbibliothek in Sankt Petersburg (Leningrad) befinden, werden sie «Codex Leningradensis» oder einfach «Codex L» genannt (9).

Leningrad Codex

«Leningrad Codex cover page» in wikimedia.org

Was Aaron betrifft, wissen wir, dass die Jerusalemer Priesterschaft, die im 6. Jahrhundert vor Christus nach Babylon verschleppt wurden, eine ursprüngliche Gottheit durch den Begriff aaron «Behälter» oder einer «Truhe» (spätbabylonisch «arânu») ersetzt hatten (II. Mose 25,10-22). Durch all die Überarbeitungen der alttestamentlichen Texte, die mehr als 1000 Jahre dauerten, wurde auch der ursprüngliche Name der Gottheit arn (ugaritisch) oder Arinna (hattisch-hethitisch) der priesterschriftlichen «Truhe» (aaron) angeglichen.

1.2. Bedeutung von Aaron

1.2.1. Allgemein

In alttestamentlichen Wörterbüchern gilt die Bedeutung von Aaron grundsätzlich als unbekannt. (Ha-)Aaron oder Aron wird vom Syrischen «arona» oder vom Spätbabylonisch «arânu» in der Bedeutung von «Truhe» oder aus dem Aramäisch von «irân» für «Bahre» abgeleitet. Im Alten Testament ist Aaron normalerweise der Begriff für die «Gotteslade», einmal wird Aaron auch «Sarg (Josephs)» genannt (I. Mose 50,26), ein anderes Mal als «Geldkästchen» im Jerusalemer Tempel (II. Kön. 12, vgl. Kap. 4). Aaron ist normalerweise männlich gedacht wie die deutschen Wörter «der Sarg», «der Kasten», «der Behälter», an drei Stellen jedoch weiblich (I. Sam. 4,17; II. Chr. 8,11, Ps. 132,8) (10). Aaron wird aber im heutigen Konsens als Kultobjekt verstanden, das in enger Beziehung zu Jahwe und seinem Bund mit Israel steht oder als Truhe, in die/neben sie Mose die Zehn Gebote legte (II Mose 25,21; V. Mose 31,9). Einige wenige Stellen im Alten Testament berichten von der Lade in Gestalt einer Wolke (II. Mose 40). Da repräsentiert sie nach allgemeinem Konsens «die Gegenwart Gottes» (11):

Und wenn sich die Wolke von der Wohnung erhob, brachen die Israeliten auf, solange ihre Wanderung dauerte. Wenn die Wolke sich aber nicht erhob, brachen sie nicht auf bis zu Tag, an dem sie sich erhob. (II. Mose 40,36f. vgl. Num. 10,33).

Die Lade wird auch als Kriegsheiligtum eingesetzt:

Und die Wolke Jahwes war über ihnen bei Tag, wenn sie aus dem Lager aufbrachen. Wenn aber die Lade aufbrach, sprach Mose: Steht auf, Jahwe, dass deine Feine zerstieben und die, dich hassen, vor dir fliehen. Und wenn sie Halt machte, sprach er: Kehre wieder, Jahwe, zu den zehntausend mal Tausenden Israels.
(IV. Mose 10,33-36, vgl. Ps. 68,2 und das Deborahlied)

«Wolke» und «Herrlichkeit Jahwes» stehen nach allgemeinem Konsenz für ein Gottesbild, das von den exilisch-nachexilischen Priestern ersetzt worden war. Dazu schreibt Peter Porzig:

In dem Moment, in dem die Lade im Tempel steht, zieht Jahwe – in Form der Wolke – in sein Heiligtum ein. Die Lade symbolisiert die Gottheit, die in der Wolke anwesend vorgestellt ist: Im Grunde erfüllt hier wie dort die Lade die Funktion eines Götterbildes, das es verständlicherweise für die exilisch-nachexilische Theologie nicht gegeben haben darf (12).

Nach Peter Porzig sind all die Notizen und Erzählungen über die Lade Gottes während der Exils- und Nachexilszeit entstanden (ab 6 Jh. v. Chr.). Die jüngsten Eintragungen reichen bis in die Makkabäerzeit (2. Jh. v. Chr.). - In der Anfangszeit der Geschichte Israels (um 1200 Jh. v. Chr.) spielte die Gottheit «Aaron» eine herausragende Rolle, wie Martin Noth (13) gezeigt hat. Unter dem Schutz dieser Gottheit vereinigten sich die zwölf Stämme Israels. - Die Zahl Zwölf ist typisch für die Sonnensymbolik, die Lade musste demnach eine Sonnengottheit gewesen sein. In den Anfängen Israels soll die «Lade» von Stadt zu Stadt gezogen sein, um für eine Weile an einem Ort zu bleiben. Dann brach sie zum nächsten Ort auf. Zu diesen Stationen gehörten Sichem, Bethel und Silo: Aus den Amarna-Briefen (14. Jh. v. Chr.) geht hervor, dass in Sichem ein gewisser Fürst Labʾāya (Labaya, Labayu oder Lib’ayu) geherrscht hatte. Berücksichtigt man Schrift- und Sprachunterschiede (14), so dürfte Labaya identisch sein mit Labarna, einem hethitischen Königstitel. Der Fürst Labʾāya war demnach ein Abkömmling der hethitischen Herrscherfamilien, der Anspruch auf den hethitischen Thron erhob (15). Als Kanditat eines solchen Titels käme der «Mann von Kuruštama» (16) in Frage oder eher einer seiner Nachkommen. Zum Ort Bethel gibt es eine irritierende Auffälligkeit: Der Prophet Hosea nennt Bethel spöttisch בֵּית אָוֶן (bêt-’āwæn) «Haus des Bösen» (17). Da Bethel im Richterbuch als Ort der Lade (Ri. 20,27) erwähnt ist, steht אָוֶן «Böse» anstelle von אָרון «Aaron/Arinna». Und für den Ort Silo kennen wir alle die Kindheitsgeschichte Samuels, der nachts bei der «Lade des Herrn» (Aaron Elohim) schlief (I. Sam. 3,3). Nach I. Sam. 2,22 schlafen die Priester von Silo vor dem Eingang des Tempels mit den diensttuenden Frauen Die Situation wird in I. Samuel 1 ausführlich dargestellt, allerdings in der Form, die den nachexilischen Theologen genehm war. Da aber Hannah den Priester Eli Adonaj (Herr/Jhwh) (18) nennt, kann daraus gefolgert werden, dass Eli als «Geweihter» (Qdš) den Wettergott im altorientalischen Fruchtbarkeitskult vertritt (vgl. Kapitel 4). - Silo war in frühisraelitischer Zeit des religiöse Zentrum der israelitischen Stämme in Mittelpalästina. Nach wikipedia war «ihr bedeutendster Hüter der Prophet Samuel». Doch meines Erachtens ist Samuel eine literarische Figur, die die Ahnenreihe um den Priester (genauer der Priesterin) «Pinḫas» ersetzt (vgl. Kapitel 6).

Die «Lade» (Aaron) war in der Frühgeschichte von grosser Bedeutung. So versucht etwa Hans-Jürgen Zobel eine Erklärung und schreibt:

…. Die sogenannten Ladesprüche (Num. 10,35.36) , obwohl nur durch den Rahmen mit der Lade verbunden, können doch schwerlich von ihr getrennt werden, denn sie setzen mit ihrem Inahlt die Wandersituation des Kontextes als auch die in Nurm 14,40-47 (J) bezeugten verbindung der Lade mit dem Krieg voraus. Und das Bedenken Smends (57f.), der Israel-Name sei in der Wüstenzeit kaum möglich, wigt insofern nicht schwer, weil über die Herkunft dieses Namens bisher nichts Sicheres auszumachen ist. Und was die diesbezüglichen Erzählungen in Josua betrifft, so ist die Erinnerung an die Beteiligung der Lade beim Beginn des Einzugs in Kanaan doch offenbar ein wesentlicher Teil des Ganzen (de Vaux, Lebensordnungen 119) (ThWbAT I, Spalte 394).

Im Alten Testament wurde mit viel emotionalem Aufwand die Bedeutung der Gottheit Aaron im Laufe der Zeit verdrängt. Dabei machte man aus ihr einen Behälter, eine «Bundeslade». Später war sie (19) gerade noch gut genug, um Jahwe als Fussschemel zu dienen. Eine entsprechende Stelle findet sich in Psalm 132,7-8:

Lasst uns einziehen in seine Wohnung, uns niederwerfen vor dem Schemel seiner Füssen. Steh auf, Jahwe, von deiner Ruhestatt, du und deine machtvolle Lade (Ps. 132,7-8).

So wie ich Psalm 132,8 lese, ist die Lade nicht expressis verbis als «Jahwes Fussschemel» identisch. Hier liegt die «machtvolle Lade» in «deiner Ruhestatt», von der sich «du und deine machtvolle Lade» erhebt. Der Satz V. 8 wirkt sekundär, als ob man die «machtvolle Lade» noch unbedingt zu Jahwe anfügen wollte. – Doch weshalb? Jahwe hebt sich im Alten Testament recht rabiat von allen anderen Göttern ab - vor allem von allen Göttinnen: ER ist Gott, Gott allein. Von ist es naheliegend anzunehmen, dass der Dichter sich hier auf eine Vorlage berief, in der ausdrücklich von Arinna/Aaron die Rede war und nicht von Jahwe. Erst ein Jahwe treuer Schreiber fügte Jahwe hinzu und nicht umgekehrt.

Einige Alttestamentler gehen davon aus, dass die frühen Israeliten keine Schriften gehabt sondern alles mündlich weiter erzählt hätten. Doch das stimmt nicht wie etwa Trevor Bryce am Beispiel Abdi Ashirta (14. Jh. v. Chr.) zeigt: Dieser «kriminelle Habiru» hatte Amurru erobert und korrespondierte mit dem ägyptischen Pharao, dabei flitzten die Briefe auch ohne Elektronik hin und her (20). Im 14. Jahrhundert v. Chr. sollen sich auch die ersten Israeliten in Kanaan niedergelassen haben. Da gab es viele Vasallenstaaten unter ägyptischer Herrschaft, die von deren Armee kontrolliert wurden und zu Tributzahlungen verpflichtet waren. Das bedeutet, die Städte hatten Verwalter, die Dokumente schrieben und Buchhaltung führten. Städte waren auch religiöse Zentren mit einer gebildeten Priesterschaftw/m, die Dokumente über kultische Abläufe und liturgische Texte zur Verfügung hatten. Diese wurden laufend erneuert – allein schon um ihre Schreib- und Lesekompetenz zu schulen. Bei Überfällen und Bränden wurden Teile der vorhandenen Schriften in Verstecke gebracht oder von Flüchtenden mitgenommen. Bekannt ist das Beispiel bei der Zerstörung Samarias durch die Assyrer (722 v. Chr.), als israelitische Gelehrte Schriften aus dem Nordreich nach Jerusalem brachten, die dann mehrmals revidiert und dem neuen Jahweglaube angepasst heute im Alten Testament nachzulesen sind (21). Das heisst, späteren Gelehrten standen alte Schriften zur Verfügung wie etwa der oben erwähnte Psalm 132: Da benutzte ein Jahwe-Priester eine alte Vorlage, ein Gebet aus der Liturgie der «machtvollen Sonnengöttin Arinna». Der Schreiber bekundet dem Dokument grossen Respekt, doch ist die Erwähnung der Göttin Arinna für ihn nicht akzeptabel. Statt sie zu löschen, fügt er Jahwe vorne dran.

Ein weiterer Text zu «Lade» und «Fussschemel ist I. Chr. 28,2:

Und David, der König, stellte sich hin, und sprach: Hört mich, meine Brüder und mein Volk! Es liegt mir am Herzen, ein Haus der Ruhe zu bauen für die Lade des Bundes Jahwes und für den Schemel der Füsse unseres Gottes, und ich habe Vorbereitungen getroffen für den Bau (22).

Auch hier sind «die Lade des Bundes Jahwes» und «Schemel der Füsse unseres Gottes» zwei verschiedene Grössen. Sind sie als Synonyme verstanden, dann hat der alttestamentliche Schreiber ganz bewusst versucht, die Bedeutung der Lade (Aaron) herabzusetzen. Dies gilt auch für Jesaja 66,1 (23), wo die «Erde» als «Schemel seiner Füsse» bezeichnet wird. Meines Erachtens geht «die Erde» auf die hethitische Wurunšemu/Urunzimu (24) (Mutter der Erde) zurück, die in der Sonnengöttin von Arinna aufgegangen war und vielleicht auch im Namen «Jerusalem» (I. Könige 8,12) (25) enthalten ist.

Horus auf dem Schoss der IsisAmenophis II (1426-1400) auf dem Thron (Göttin Isis),
seine Füsse auf Köpfen seiner Feinde (Schemel), aus Bibelwissenschaft

Im Neuen Testament gelten die «Feinde Jahwes» (26) als «Schemel des Herrn». Dies entspricht gängiger altorientalischer Vorstellung (27). So ist nach ägyptischer Vorstellung Isis der Thron, auf dem Horus, der amtierende Pharao sitzt, seine Füsste auf den Feinden unter dem Thron gestellt.

Bei den Hethitern war die Sonnengöttin von Arinna die Mutter des hethitischen Grosskönigs. Im palästinischen Kulturraum wurde die Sonnengöttin mit der Zeit wohl der ägyptischen Isis angeglichen.

Hieroglyphen für Isis

Isis aus wikipedia, 19.04.2021

Im Alten Testament wird der König inthronisiert inmitten tobender Feinde. So beginnt Psalm 2:

Warum toben die Völker, und sinnen die Nationen Nichtiges? (V. 1f.) …. Ich selbst aber «bin» als «sein» König eingesetzt auf Zion, meinem (28) heiligen Berge.

Dann folgt ein verderbter Text (V. 6f.), der unterschiedlich übersetzt wird:

Zürcher Bibel:
Kundtun will ich den Beschluss des HERRN: Er sprach zu mir: Mein Sohn bist du, ich habe dich heute gezeugt. (V. 6f.)
Hermann Gunkel «die Psalmen»:
Er sprach zu mir: «Ich nehme dich auf meinen Schoss». Ich habe dich heute gezeugt» (V. 6f.) (29)

Darauf verkündet der König das göttliche Orakel, nach dem Gott ihn zum Weltenherrscher erkoren hat (30):

Bitte von mir, so geb ich dir Völker zum Erbe,
zum Besitz die Enden der Welt!
Du magst sie mit eisernem Szepter zerschmettern,
wie Töpfergeschirr sie zertrümmern!“ (V. 8f.)

Nach Hermann Gunkel (31) ist der verderbte Text nicht mit «kundtun will ich die Satzung» (אספרה אל חק) zu übersetzten sondern mit «ich werde dich auf meinen Schoss setzen (אל ֵיקי אאספר):

Er sprach zu mir: Ich nehme dich auf meinen Schoss, ich selbst habe dich heute gezeugt (S. 5).

Dazu schreibt Hermann Gunkel:

«Ich habe dich gezeugt» erinnert an das ägyptische «ich bin dein Vater, der dich unter den Göttern erzeugte». Doch das «heute» irritiert und zeigt, dass der Dichter etwas ganz Anderes im Sinne hatte und den Satz entsprechend änderte. Es wird bedeuten, dass bis jetzt ein Mensch dem König Vater war, von heute an ist es Jahwe.

Doch diese Lösung ist nicht das Gelbe vom Ei und so schreibt der Autor weiter:

Schliesslich ist zu bemerken, dass die besprochenen Gottesworte am besten in den Mund einer weiblichen Gottheit passen würden; das würde darauf deuten, dass solche Sätze zuerst zur Verherrlichung heidnischer Könige ausgesprochen und von israelitischen Dichtern nicht erfunden, sondern nur nachgeahmt worden sind (S. 7).

Im Vergleich: Die hethitische Grosskönige wurden von der Sonnengöttin von Arinna und dem Wettergott zum König eingesetzt. In einem Text von Ḫattušili I. (1565-1540 v. Chr.) liegen Thronbesteigung und Kampf ebenfalls eng beieinander:

Der Grosskönig Tabarna, der Liebling der Sonnengöttin von Arinna bin ich,
und mich setzte die Sonnengöttin von Arinna auf ihren Schoss,
und sie nahm mich bei der Hand und lief mir im Kampf voran (32).

Oder ein anderes Gebet aus althethitischer Zeit lautet:

Sie (die Sonnengöttin) gab ihnen einen nach vorn gerichteten siegreichen Speer (mit dem Auftrag): «Die umliegenden Feindesländer sollen durch die Hand des Labarna (des Königs) umkommen. Besitz aber, Silber, Gold soll man hinein nach Ḫattuša (und) Arinna, den Städten der Götter entrichten!» (KUB 57.63 ii 4-14) (33).

1.2.2. Die Gestalt der Lade

Die Gestalt von Aron als «Truhe» oder «Kasten» wie sie uns überliefert ist, entsprang der Fantasie der Jerusalemer Priester, die im 6. Jh. v. Chr. im babylonischen Exil weilten. Auf die Idee kamen sie wohl wegen dem spätbabylonischen Wort «arânu», das wie erwähnt «Truhe» bedeutet. Dies tönt ganz ähnlich wie Arinna, deren Name auf die einstige hethitische Kultstadt Arinna im fernen Zentralanatolien zurückgeht, an die sich aber nach Hunderten von Jahren niemand mehr erinnert. Die Symbolik von «Truhe», «Behälter» ist weiblich, Symbol für «Mutterschoss» (64) und demnach passend zu einer Göttin, die man irgendwie verdrängen will. Und so beschrieben die Exil-Priester in Babylon die Lade wie folgt:

Und sie sollen eine Lade machen aus Akazienholz, zweieinhalb Ellen lang, anderthalb Ellen breit und anderthalb Ellen hoch. Dann überziehe sie mit reinem Gold, innen und aussen sollst du sie überziehen, und bringe ringsum eine goldene Leiste an. Und giesse vier goldene Ringe, und befestige sie an ihren vier Füssen, zwei Ringe an der einen Seite und zwei Ringe an der anderen Seite. Und mache Stangen aus Akazienholz und überziehe sie mit Gold. Dann führe die Stangen durch die Ringe an den Seiten der Lade, so dass man mit ihnen die Lade tragen kann. (II. Mose 25,10-14).

Die Situation im babylonischen Exil (6. Jh. v. Chr.) wurde von den damaligen Theologen in die Anfangszeit der Israeliten Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. projiziert. Und für diese Zeit entwarfen die jüdischen Priester im fernen Babylon im Geiste einen Tempel nach dem Vorbild des salomonischen Tempels, den man durch die Wüste transportieren konnte, das heisst ein heiliges Zelt mitsamt den Kultgegenständen. Diese Kultobjekte projizierten sie in eine fiktive Vorzeit, in der die Israeliten 40 Jahre lang durch die Wüste gezogen seien.

Eine Wüstenerzählung kannten aber schon die Deuteronomen im Nordreich, das im 8. Jh. v. Chr. zerstört wurde. «Der Deuteronom» waren eine Priesterschaft um den Propheten Hosea, der ebenfalls von einer Wüstenerzählung Jahwes und seinem Volk wusste (Hos. 2,16; 5,9; 13,5.15). Dabei konnte er durchaus auf überliefertes Wissen von Dürre und Hungersnöten zurückgreifen. Denn zwischen 1250 bis 1100 v. Chr. gab es eine Kälte- und Dürreperiode um das ganze östliche Mittelmeerbecken sowie in Anatolien (63). Diese Kälte- und Dürreperiode kann man heute sehr gut nachweisen (64). So schreibt Erich H. Cline:

Zu diesen klimatischen Veränderungen gehörte auch die sinkende Oberflächentemperatur des Mittelmeeres vor 1190 v. Chr., die zu weniger Niederschlag führte.

Auch Bohrungen aus den Sedimenten im Boden des Sees Genezareth und am Westufer des Toten Meeres weisen auf eine schwere Dürrezeit in der südlichen Levante Ende der Bronzezeit hin, die um 1100 v. Chr. wieder vorbei war (65). Für die Türkei zeigt Dominik Fleitmann anhand von Tropfsteinen eine Kälte- und Dürreperiode in Anatolien um 1200 v. Chr. (66) In dieser Zeit mussten Massen von Menschen geflüchtet sein, alle Richtung Ägypten, der Kornkammer des Alten Orients: Denn der Nil führte Wasser von Zentralafrika und war damit nicht abhängig von den Gewässern aus dem Norden. Auch Emily Teeter bestätigt, dass es um 1200 v. Chr. massive Migrationsbewegungen im östlichen Mittelmeerraum (67) gegeben haben muss - Klimaflüchtlinge, die auf ihrem Weg nach Ägypten plünderten und eine neue Heimat suchten (68). – Das heisst 13. Jahrhundert v. Chr. war überall Wüste. Dies belegen auch Hilferufe aus Zentralanatolien. So bittet etwa die Grosskönigin Puduḫepa ihren etwa 10 Jahre älteren ägyptischen Schwiegersohn Ramses II. um Getreide, weil ihre Bevölkerung hungert: «Ich habe kein Getreide in meinem Land» und sandte eine Handelsdelegation nach Ägypten, um Gerste und Weizen für Anatolien einzukaufen. Ramses II. schickte durch den oben erwähnten Friedensvertrag verpflichtet, den Hethitern Schiffe mit Getreide (69). Dramatischer tönt es vom letzten hethitischen Grosskönig Šuppiluliuma II. (ca. 1210-1180 v. Chr.). Er bat den Pharao Merenptah um Hilfslieferungen, und beschwerte sich beim König von Ugarith, wo denn die dringend benötigten Getriedelieferungen blieben? Sein Brief endet mit «es geht um Leben und Tod». - Aber auch Syrien litt Hunger. Ugarith wartete ebenfalls auf Getreideladungen aus Ägypten. In einem Fall kenterte ein Getreideschiff kurz vor Tyros. Die Ladung und Mannschaft wurden jedoch geborgen und warteten nun auf die Befehle des ugaritischen Königs (70).

Das Elend der Migranten beschreibt auch der Prophet Ezechiel einige hundere Jahre später in seiner Theologie frei gestaltend wie folgt:

und sprich: So spricht Gott der HERR zu Jerusalem: Nach deiner Herkunft und deiner Geburt kommst du aus dem Land der Kanaaniter, dein Vater ist der Amoriter und deine Mutter eine Hethiterin. Und bei deiner Geburt, am Tag, als du geboren wurdest, wurde deine Nabelschnur nicht durchgeschnitten, und du wurdest nicht mit Wasser gewaschen für das Einsalben, und du wurdest nicht mit Salz abgerieben und nicht in Windeln gewickelt. Kein Auge blickte mitleidig auf dich, dass man eins von diesen Dingen für dich getan und sich deiner erbarmt hätte. Und du wurdest auf das offene Feld geworfen ohne Achtung für dein Leben, an dem Tag, als du geboren wurdest. Da aber ging ich bei dir vorüber und sah dich strampeln in deinem Blut, und ich sprach zu dir in deinem Blut: Lebe, ... (Ez. 16,3-6).

Offenbar hatte er alte Unterlagen aus jener Zeit. Aber woher kamen sie? Im 13. Jahrhundert v. Chr. war das Hethiterreich ein Beamtenstaat. Den zahlreichen Priesterinnen und Priester standen Tempelbibliotheken mit Beschreibungen kultischer Abläufe und liturgische Texten in der jeweiligen Originalsprache zur Verfügung (71). Bekannt sind heute auch die Magierinnen/Heilerinnen, die ihre Ritualtexte für die Nachwelt aufgeschrieben hatten (72). - Was heute in Anatolien ausgegraben wird, sind Tontafeln. Die hethitischen Schreiberw/m hatten aber auch Wachstafeln zur Verfügung, die die Zeit nicht überdauert haben. Und aufgrund des engen Kontaktes mit Ägypten gab es wohl auch Papyrus. Während der Dürre- und Hungerzeit, die in Intervallen auftraten, brachen auch Teile der gebildeten Elite zusammen mit hethitischem Volk nach Südwesten auf. Und gebildete Leute nehmen naturgemäss immer auch Schriften mit, die ihnen wichtig sind. Wenn Archäologen heute Hände ringend nach dem Verbleib von Schriften aus dieser turbulenten Zeit suchen, denke ich, sind diese wenigstens zu einem (kleinen) Teil im Alten Testament zu finden, im Gesetzeskorpus, bei Hosea und Ezechiel – natürlich auf den späteren Gott Jahwe bereinigt, den es zur beschrieben Zeit noch gar nicht gab. Und unter all den patriarchalen Ablagerungen treffen sie auch auf alte Bekannte, auf die Sonnengöttin Ištanu Kašbarujah von Arinna mit ihrer Tochter dPalatappinu Mezzulla (73), die Unterweltssonne Wurunšemu («Mutter der Erde») von Arinna und die hurritische Himmelsgöttin Ḫepat (HWJH) - Ein göttliches Quadrat, das nach dem Schweizer Psychiater C. G. Jung für die menschlichew/m Psyche so wichtig wäre.

1.2.3. Die Deckplatte (Kapporeth)

Im 6. Jahrhundert v. Chr. beschrieben die deportierten Priester in Babylon Aaron als nach oben offene Lade, ein weiterer Hinweis für die Symbolik der Grossen Mutter, die in der Gestalt der «nackte Göttin» im Alten Orient weitum bekannt war. Um die offene Lade (Aaron) zu schliessen, legten sie eine Deckplatte, die Kapporeth, darüber. Mit der Einführung der Deckplatte verschob sich der Kult der Lade auf diese Deckplatte (Kapporeth). So befahl Jahwe dem Mose in III. Mose 16:

Und der HERR sprach zu Mose: Sage deinem Bruder Aaron, dass er nicht zu jeder Zeit in das Heiligtum gehen darf, hinter den Vorhang vor die Deckplatte auf der Lade. Sonst muss er sterben. Denn ich erscheine in der Wolke über der Deckplatte. (V. 2)

Dazu schreibt Zobel im «Theologischen Wörterbuch zum Alten Testament»:

Die Schilderung gehört der Priesterschrift an, der dafür mancherlei altes Traditionsgut aufgenommen und mit seinen eigenen theologischen Vorstellungen verbunden hat. Was die äussere Gestalt angeht, so ist die Deckplatte der Lase eine Erfindung von P. Das Wort begegnet nur bei ihm, und man hat den Eindruck, dass die Platte ein von der Lade selbst zu unterscheidender Gegenstand ist, wie denn nicht der Lade, sondern ihr die eigentliche Kultfunktion zukommt. (Band I, Spalte 394)

In III. Mose 16,2 wird die Lade noch erwähnt, kommt aber im ganzen Kapitel nicht mehr vor. Der Blick ist auf die Deckplatte gerichtet, an der die Sühne der Priester und des ganzen Volkes vollzogen wird:

Dann soll er den Bock schlachten, der als Sündopfer für das Volk bestimmt ist, und sein Blut hinter den Vorhang bringen. Und mit seinem Blut soll er genauso verfahren wie mit dem Blut des Jungstiers, und er soll es an die Deckplatte sprengen und vor der Deckplatte versprengen. (V. 15f.)

Dann folgt die Anweisung eines Sühnerituals, das auch bei den Hethitern bekannt war (74):

Und wenn er die Sühne für das Heiligtum, das Zelt der Begegnung und den Altar beendet hat, soll er den lebenden Bock herbeibringen. Und Aaron soll beide Hände auf den Kopf des lebenden Bocks legen und über ihm alle Schuld der Israeliten und all ihre Vergehen bekennen, mit denen sie sich versündigt haben. Und er soll sie auf den Kopf des Bocks legen und ihn durch einen Mann, der bereitsteht, in die Wüste treiben lassen. (III. Mose 16,20f.

Dieses Ritual steht im engen Zusammenhang mit dem Hohepriester Aharon, dem Bruder Moses. Von ihm gibt es – wie auch von Mose – keine historischen Überlieferungen. Heinrich Valentin schreibt in «Aaron - Eine Studie zur vorpriesterlichen Aaron-Überlieferung», dass wesentliche Teile der «Aaron-Überlieferung» unterdrückt worden seien, und provoziert die Frage, aus welchem Grund solches geschehen sein könnte (S. 414). Dazu schreibt er:

Wohl steht hinter dem Namen Aaron in Ex. 17,*8-13 mit hoher Wahrscheinlichkeit eine historische Persönlichkeit. Aber was sich über diese aussagen lässt, ist sehr wenig.

Meines Erachtens ersetzt Aharon wie das Kultobjekt (ha-)Aaron) eine Gottheit. Dabei musste es sich um eine überragende Gottheit gehandelt haben mit ähnlichem Namen wie «Aaron». Für das Ende des 2. Jahrtausends v. Chr. kommt da nur die Sonnengöttin von Arinna in Frage. So betet das hethitische Grosskönigspaar Ḫattušili III. und Puduḫepa zur Sonnengöttin von Arinna:

  1. An die Sonnengöttin von Arinna, meine Herrin, Herrin der Länder von Ḫatti, Königin über Himmel und Erde, Herrin der Könige (und) Königinnen des Landes Ḫatti, Fackel des Landes Ḫatti.
  2. Wer als König (und) Königin des Landes Ḫatti herrscht,
  3. wen du, Sonnengöttin von Arinna, meine Herrin, als König (und) Königin von Ḫatti ansiehst,
  4. der wird durch DICH, Sonnengöttin von Arinna, erfolgreich.
  5. (Du), die du aufnimmst,
  6. (du), die du verstößt,
  7. du nahmst dir in Gegenwart der (anderen) Götter die Länder von Ḫatti vom Anteil gemäß der Würde des Wettergottes von Nerik (und) des Wettergottes von Zippalanda, deines Sohnes (CTH 383.1) (75)

1.2.4. Die Keruben

Bei der fiktiven Gestaltung des Tempels für Jahwe - der 1. Tempel in Jerusalem wurde 587 v. Chr. vollständig zerstört – waren den Priestern im fernen Exil die beiden Keruben, die sich auf der Lade befanden, wichtig. Die Keruben wurden aus reinem Gold angefertigt und auf der Deckplatte befestigt:

Dann mache zwei goldene Kerubim. Als getriebene Arbeit sollst du sie machen, an den beiden Enden der Deckplatte: Den einen Kerub mache am einen Ende und den anderen Kerub am anderen Ende. Aus der Deckplatte sollt ihr die Kerubim herausarbeiten, an ihren beiden Enden. Und die Kerubim sollen Flügel nach oben ausbreiten und mit ihren Flügeln die Deckplatte beschirmen. Und ihre Gesichter sollen einander zugewandt sein. (II. Mose 25,18-20) (76).

Die Keruben erinnern stark an die Sonnengöttin von Arinna, die von den Hethitern in erster Linie als astrale Gottheit in Gestalt der geflügelten Sonnengöttin verehrt worden war (77). Dazu schreibt Daisuke Yoshida:

Ihre astrale Bedeutung als Tagessonne wird durch Epitheta wie «Königin des Himmels» oder «des Hatti-Landes Fackel» deutlich (78).

hethitische Flügelsonne

Von den hethitischen Priestern der Sonnengöttin von Arinna schreibt Volkert Haas (79):

Ein Text, der Aussagen über den Verbleib von Kultgeräten enthält, zeigt in dem folgenden Absatz, dass der Kult der Disken auf alteinheimischen Priester(familien)-Traditionen fusst.

Als Beleg fügt er zwei hethitische Texte an:

Folgendermassen (spricht) Hutarli, der Priester: «Mein Vater hatte eine Sonnengöttin von Arinna (in Form ) einer Scheibe aus Gold [und] eine Mezulla (in Form) einer Scheibe aus Silber. Für sie pflegte er im Tempel das Opfer darzubringen. Jetzt aber bringe ich jeweils in meinem Hause das Opfer dar.

Folgendermassen (spricht) Zuwa: «Vom Vater unseres Vaters haben wir eine Sonnengöttin von Arinna (in Form) einer Scheibe aus Gold; sie pflegen sie (für sich) kultisch. Das Gold aber (ist Eigentum) der Gottheit» (Text aus KUB XXXVIII 37, Rs. 8-12).

Die anatolische Sonnenscheibe steht für den Königstitel Ištanu-miš und wurde laut Francis Breyer (80) bereits vom Fürsten Wasama von Kaniš (18. Jh. v. Chr.) getragen und betont, dass Ištanu auf die hattische Sonnengöttin dEstan/Astan zurückgeht.

Taanach cult stand Bild aus «Syro-Palestinian Iconography and Divine Images»
von Theodore J. Lewis in «academia.edu»

Auch in Palästina gab es Darstellungen von geflügelten Sonnenscheiben (81). Eine solche kommt auf der «Taanach cult stand» vor. Theodore J. Lewis ordnet die Stele der Göttin Aschera zu (82). Zur kulturellen Zuordnung der Stele schreibt Pirhiya Beck:

According to her the stands are «local works stemming from Anatolian (Hittite) and north Syrian (Neo-Hittite) traditions, combined with Canaanite-Phoenician concepts» (83).

Dazu betont Brian R. Doak, dass es auf dieser Stele keinen männlichen Gott gibt:

If there is no male deity in tier IV, and if no one lurks in teir IV empty space, then there is no male deity on the stand at all (84).

Da ich keine Abbildung der Göttin Aschera in dieser Form kenne, gehe ich davon aus, dass es sich hier um die Sonnengöttin von Arinna handelt.

Interessant sind die verschiedenen Stempel, die man bei den Ausgrabungen in Jerusalem gefunden hatte (85). Ein schönes Exemplar zeigt uns Thomas Staubli. Auf dem Siegel ist die kanaanäische Vegetations- und Stadtgöttin als stilisierter Baum zu sehen mit ihren Begleittieren, den Capriden. Über dem Baum befindet sich die geflügelte Sonnnscheibe. Der Autor nimmt hier ein ägyptisches Motiv des Amun-Re an. Doch es ist das Siegel eines judäischen Königs. Das Design des Siegels mag ägyptisch sein (86), Stempelsiegelamueltt mit Capriden und geflügelte Sonnenscheibeaber normalerweise stützt sich ein König auf alte Traditionen des eigenen Landes. Und zu dieser gehört die Übergabe Jerusalems vom Jebusiterkönig Araunah an König David (II. Sam. 24). Und wie bereits erwähnt, ist David ohne die Lade nicht denkbar (87).

Abdruck eines Stempelsiegelamuletts aus «Die kanaanäische Vegetationsfrömmigkeit» von Thomas Staubli, S. 88

1.3. Der Behälter der Zehn Gebote

Der Prophet Jeremia, der bei der Zerstörung Jerusalems dabei war, erwähnt, dass die «Lade» nicht mehr für die Fruchtbarkeit zuständig sei. So schrieb er/sein Schreiber Baruch:

Und wenn ihr euch in jenen Tagen mehrt und fruchtbar werdet im Land, Spruch des HERRN, wird man nicht mehr sagen:
Die Lade des Bundes des HERRN!
Und sie wird niemandem mehr in den Sinn kommen,
und man wird nicht mehr an sie denken, und man wird sie nicht vermissen,
und sie wird nicht wieder hergestellt werden. (Jeremia 3,16).

Auch beschwert sich der Prophet, dass die Bevölkerung der Himmelskönigin Opferkuchen und Trankopfer darbringen:

Die Kinder sammeln Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, um für die Himmelskönigin Opferkuchen zu machen, und fremden Göttern spendet man Trankopfer, um mir zu schaden (Jer. 7,18)

Auch betonen brave israelitische Ehefrauen, dass sie nicht ohne Wissen ihrer Männer Opferkuchen zubereitet haben:

Und wenn wir der Himmelskönigin Rauchopfer darbringen und ihr Trankopfer spenden, haben wir ihr etwa ohne das Wissen unserer Männer Opferkuchen zubereitet, um sie nachzubilden, und ihr Trankopfer gespendet? (Jer. 44,19)

Doch wie das so ist, wenn frau das Patriarchat angreift, da donnert der liebe Gott:

So spricht der HERR der Heerscharen, der Gott Israels...
Sieh, im Bösen und nicht im Guten wache ich über sie. Und alle Männer aus Juda, die im Land Ägypten sind, werden umkommen durch das Schwert und vor Hunger, bis sie ganz ausgerottet sind. Vor dem Schwert Gerettete aber werden zurückkehren aus dem Land Ägypten in das Land Juda, wenige, damit der ganze Rest von Juda, die, die ins Land Ägypten gekommen sind, um dort als Fremde zu bleiben, erkennt, wessen Wort sich erfüllt, meines oder das ihre (Jer. 44).

«Sieh, im Bösen und nicht im Guten wache ich über sie.» - Genau das war das Problem, das die unbescholtenen Leute damals hatten und sich an die Himmelskönigin wandten. Was Jahwe hier ausruft, tönt ähnlich wie der Spott des Wettergottes von Aleppo gegen die Sonnengöttin von Arinna und verlor! – Um nicht zu verlieren, opferte der liebe Gott später SEINEN Sohn – der Sohn der Taubengöttin (Mk. 1), um sein patriarchales System aufrecht erhalten zu können.

«Aaron» (Lade) und «Himmelsgöttin» passen zwar gut zusammen. Da aber die Sonnengöttin von Arinna eng mit der Königsideologie verbunden war, wurde die Himmelsgöttin im Volk wohl in Gestalt der Aschera verehrt (88). Die Himmelsgöttin war offenbar im 6. Jh. v. Chr. bei der israelitischen Bevölkerung in Palästina noch stark verankert. – Die Priesterschaft, die während dieser Zeit in Palästina blieb und heute «der Deuteronomist» genannt wird, übernahmen von ihren Kollegen in Babylon die Idee von «Aaron» als Lade und machten aus ihr den Behälter für die zwei Gesetzestafeln, die Mose von Jahwe auf dem Berg Horeb erhalten haben soll (V. Mose 10,8f.) (89). – Doch damit ist der Prozess um die Sonnengöttin von Arinna im Alten Testament nicht abgeschlossen sondern lebt in veränderter Gestalt der Weisheit/Chokmah weiter: So vertritt die Weisheit die Gebote Gottes, während Aaron der Behälter der Gebote darstellt. Die Weisheit steht aber nicht nur für die Gebote auf den steinernen Tafeln sondern füllt die göttlichen Gebote mit numinoser Grösse. Sie ist die geordnete Welt, der Kosmos schlechthin (90). Damit wird die Weisheit auch zur Trägerin der ursprünglichen Sonnengöttin von Arinna, die als Ištanu (Tagessonne) als Richterin über das hethitische Recht wachte, etwa in CTH 360 zusammen mit Ištar von Ninive (91).

1.4. Josefs Grab - Osiris - Jahwe

In I. Mose 50,26 heisst es:

Und Josef starb, hundertzehn Jahre alt. Und sie balsamierten ihn ein, und er wurde in Ägypten in einen Sarg gelegt.

Josephs Grab «Josefs Grab in Sichem» von David Roberts, 1839, aus wikimedia»

Hier wird Josef in Ägypten einbalsamiert und in einen «Sarg» gelegt. Die Notiz ist spät und die Frage zu klären, ob Josef «in einen Sarg» ohne Artikel) gelegt wurde oder «in den Sarg» (בָּאָרֹ֖ו).

Die Notiz gilt als späte Einfügung (92) und kann deshalb mit II. Könige 12,10 verglichen werden. Dort ist von «irgendeinem Geldkästchen» (Aaron ächad) die Rede, um die Bedeutung von Aaron als Göttin beim Jerusalemer Tempel herunterzuspielen. (vgl. Kap. 4.7). Der «Sarg Josefs» wird nur in I. Mose 50,26 erwähnt, die zwei weiteren Bemerkungen über den toten Josef ist von den «Gebeinen Josefs» die Rede: In II. Mose 13,19 bricht Mose und die Israeliten auf von Ägypten und nahmen wie versprochen die «Gebeine Josefs» mit. In Josua 24,32 werden die «Gebeine Josefs» bei «seinen Vätern» beigesetzt.

In Josua 24 wird auch klar, dass Sichem ein Kultzentrum mit langer Tradition war. Der alttestamentliche Redaktor formuliert hier die Abschiedsrede Josuas, wobei er den geschichtlichen Werdegang des israelitischen Volkes aufzeigt als Tradition der Wanderung aus dem Osten mit der aus Ägypten (93). Bei den Vätern aus dem Osten wird betont, dass sie fremde Götter gedient hatten. Dies steht im Gegensatz zu II. Mose 3, wo Jahwe der «Gott der Väter» ist (V. 6). Das Land Palästina haben die Israeliten von den Kanaanäern, Hethitern und anderen Volksangehörigen übernommen. Um ja keine moralischen Bedenken aufkommen zu lassen, hat ihr eifersüchtige Gott es ihnen sozusagen als Zückerchen übergeben, damit sie seine Terrorherrschaft besser ertragen.

Nach Josua 24,29 starb Josua nach seiner Rede und wurde in seinem Erbbesitz in Timna-Serach in Ephraim begraben. Die «Gebeine Josefs» fanden ihre Ruhestätte auf dem Grundstück Jakobs in Sichem, dass Jakob vom Hiwwiter Ḫamor (Esel) erworben hatte. - Wie muss ich den Namen Ḫamor (Esel) verstehen, wenn Bileam eine hellsichtige Eselin besass, Saul zwei Eselinnen suchte und ein Königtum fand und Jesus auf dem Fohlen einer Eselin ritt? – eine lange Tradition um eine Eselin, die sich bei näherem Hinschauen als Arinna-Hepath und im Neuen Testament in Gestalt einer Taubengöttin entpuppt. Wieso residierte in Sichem ein Fürst Hamor? Ist er vielleicht ein ausgewachsenes «Fohlen der Eselin» gewesen? Wie der Fürst namens Labʾāya von Sichem, der sich persönlich aber an männlichen Göttern orientierte (94). Allerdings ist auch hier die Frage, wie weit passt sich Labʾāya, der sich gegenüber dem ägyptischen Pharao als «Ihr Knecht» bezeichnet, diplomatisch an die ägyptischen Gepflogenheiten an. So übersetzt Richard S. Hess:

Adress the king my lord: A message from Labaya, your servant:
I fall at the feet of the king, my lord. … (p. 95)

Zu Sichem gehört traditionellerweise Aaron und so ist der Begriff auch nicht weit von den «Gebeinen Josefs» entfernt. – Fällt Ihnen hier etwas auf? – Aaron kommt nicht mehr als Sarg (1. Mose 50,26), Kiste oder Fussschemel vor, dafür als Person, als MANN namens Aharon. Doch das ist nicht alles, das ganze wird in eine patriarchale Genealogie verpackt:

Hiwwiter: Schechem – Chamor (V. 32)
Israeliten: Aaron – Elasar – Pinechas (V. 33)

Pinechas kommt auch im Zusammenhang mit dem Priester Eli von Silo vor, als dessen Sohn und priesterlicher Wächter von Aaron (I. Sam. 1-4). Es muss demnach ein Zusammenhang von Pinechas und Aaron geben. Da ich davon ausgehe, dass Aaron die hethitische Sonnengöttin von Arinna ist, müsste ja eigentlich auch «Pinechas» ins Land der Ḫatti weisen. Da gibt es einen Begriff «pinu», der heute als «SOHN» oder «Kind» übersetzt wird (95), etwa der berühmte Sohn des Wettergottes Telipinu. Doch die Sonnengöttin von Arinna hatte eine TOCHTER (pinu!) namens Mezzulla. Und diese Mezzulla wurde auch als dPalatappinu (hattisch) (96), «Tappinu» (hethitisch) verehrt. Deshalb gehe ich davon aus, dass in Palästina die Priesterin der (Sonnengöttin von) Arinna diesen Namen trug. Alttestamentliche Redaktoren übertrugen also sowohl den Namen Arinna wie auch Pinechas (hattisch: dPalatappinu) jeweils auf einen Mann und verpackten sie in die oben erwähnte Väter-Geneaologie. Wie die Redaktoren vorgingen, zeigen sie am Beispiel der hiwwitischen Genealogie: Schechem (Sichem) - Ḫamor, Vater und Sohn, die eigentlich ein Kultort und dessen Göttin meint.

Aaron als Sarg (I. Mose 50,26), die Gebeine des Josefs und die patriarchale Ahnenreihe weisen auf den Totenkult der (Sonnengöttin von) Arinna, wie ich ihn in meiner Interpretation zu II. Samuel 6 beschrieben habe. Es ist die Göttin, «die im Dunklen wohnen will (I. Kön. 8,12):

Damals sprach Salomo: Jahwe hat gesagt,
dass er im Dunkel wohnen will (I. Könige 8,12)

In I. Mose 50,26 wird Aaron mit den Gebeinen Josefs redaktionell nach Ägypten verlegt, und dort nach gängiger Praxis mumifiziert und damit dem Gott Osiris gleichgesetzt. So sieht Hugo Gressmann wegen der Lade (Aaron) eine enge ideologische Verbindung zwischen dem Ahnenkult um Josef und OsirisJahwe. Danach wäre Jahwe eins mit Osiris (97) im dunklen Grab, aus dem er das Getreide spriessen lässt.

aus wikimedia: Osiris Philae aus «The Egyptian Religion of the Resurrection»,
E.A. Wallis Budge (1857-1937), 31.08.2017

Ägyptisch kann in diesem Vorstellungsraum auch die beiden Keruben auf der Lade interpretiert werden. Sie sind die Schwestern des Osiris, Göttin Nut Isis und Nephthys, die den Sarg beschützen (98). Die Lade selber wurde wie der Sarg Osiris als Prozessions¬heiligtum getragen (99). In Ägypten ist der Sarg eine Manifestation der Himmelsgöttin Nuth, die abends den Sonnengott Amun-Re aufnimmt, um Mitternacht sind Amun-Re und Osiris eins, und am Morgen wird Re-Osiris als Horus geboren.

aus wikimedia: Nut als Sarg (100).

1.5. Die Namen JHW/JHU und JHWH

Während sich Alttestamentler im 20. Jahrhundert die Mühe machten, die Bedeutung der Lade (Aaron) bei frühen Israeliten auf die Spur zu kommen, scheint Aaron für Historiker unseres Jahrhunderts kein Thema mehr zu sein. Da geht es nur noch um die Frage, welcher Gott der oberste Gott Israels war – Jahwe oder El (34)? Dass der oberste Gott ein Mann-Gott sein soll, entspricht der männlichen Psychologie und deren Machtansprüchen. – Doch ich weiss, der höchste und mächtigste Gott ist weiblich! Und so sehe ich meine Aufgabe darin, die Göttin unter all den patriarchalen Anmassungen zu finden. Ein Hinweis fiel mir 1984 in einem Hotel in Eilat zu. Da hing eine Kopie des Bildes «weiche Konstruktionen mit gekochten Bohnen» von Salvador Dali an der Wand. Es soll den spanischen Bürgerkrieg darstellen. weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen von Salvador DaliDoch es bildet den Gott des Patriarchats ab – von Göbekli Tepe bis in unsere Zeit. Uns ist er als «Gott am Sinai» bekannt. Im Bild ist die «Bundeslade» das einzig Intakte. Wenn sie wegfällt, kracht der ganze Aufbau zusammen. Auf dem Bild kommt auch der rabiate Sexismus des Patriarchats zum Ausdruck - im Schwert, welches das Ungeheuer in seiner Klaue hält.

Salvador Dali, weiche Konstruktion mit gekochten Bohnen», aus «der blaue Ritter»

Martin Rose geht in seinem Büchlein «Jahwe» davon aus, dass JHW/JHU der ursprüngliche Name des alttestamentlichen Gottes war. Dabei stützt er sich auf die Papyri von Elephantine (5. Jh. v. Chr.), in denen statt יהוה der Gottesname יהו vorkommt (35). In den Papyri fehlt auch die deuteronomisch-deuteronomistische Reform, die das Alte Testament prägt. Daraus folgert der Autor, dass die Kolonie wahrscheinlich im 7. Jh. v. Chr. von Flüchtlingen des Nordreiches gegründet wurde. Wenn dies zutrifft, war die Ursache der Flucht die Kult-Reform des Königs Josia (II. Könige 22f.). Da wurden bei Renovationsarbeiten im Tempel (36) das «Buch der Weisung» gefunden. Was genau in diesem Buch stand und wie alt es war, lässt sich heute nicht mehr sagen, jedenfalls gab es dem König Anlass, aus machtpolitischen Gründen den Jahwe-Kult als «Ein-Gott»-Religion in Jerusalem einzuführen und alle anderen Kultstätte in Juda und Israel zu zerstören. Der König ging dabei äusserst brutal vor, und liess auch die Priesterschaft der Kultorte töten. So heisst es für Bethel und Samaria:

Aber auch den Altar zu Bethel, die Höhe, welche Jerobeam, der Sohn Nebats, der Israel zur Sünde verführte, hergestellt hatte, auch diesen Altar samt der Höhe ließ er niederreißen; er verwüstete die Höhe mit Feuer, zermalmte sie zu Staub und verbrannte das Standbild der Aschera. (II. Könige 23,15)

Außerdem beseitigte Josia auch alle Höhenheiligtümer, die sich in den Ortschaften Samarias befanden und die von den israelitischen Königen angelegt waren, um (den HERRN) zum Zorn zu reizen; er verfuhr mit ihnen gerade so, wie er zu Bethel verfahren war. Alle Höhenpriester aber, die daselbst waren, ließ er auf den Altären schlachten und Menschengebeine darauf verbrennen; alsdann kehrte er nach Jerusalem zurück. (II. Könige 23,19f.)

Die Unbarmherzigt, mit der der König seine Reformen durchsetzte, liess die Bewohner des Nordreiches auf die ägyptische Insel Elephantine fliehen, wo sie ihren angestammten Kult mit den Göttinnen Anat-Bethel und Aschim-Bethel und Jhw/Jhu weiter pflegen konnten. Der in den Elephantine-Papyri vorkommende Name «Bet-El» wird heute oft mit der palästinischen Ortschaft Bethel in Verbindung gebracht. Angela Rohrmoser weist aber darauf hin, dass «Bet-El» «Haus Gottes» einfach den örtlichen Tempel meinen kann (37).

Auffällig in II. Könige 22 und 23 ist auch der Name des Hohenpriesters Chilkijahu (Hilkija). Solch -jahu haltige Namen sind im Alten Testament häufig und gelten als Abkürzung des Tetragramms Jhwh. Ein alter Beleg für das Tetragramm Jhwh wird in der Mesa-Stele (840 v. Chr.) gesehen. Diese enthält die Siegesrede eines Königs Mescha von Moab, die er in der Stadt Diban (biblisch Dibon) gehalten hatte. Die Stele wurde 1868 auch dort gefunden. Unter anderem steht da (38):

Zeile 10Und die Leute von Gad wohnten im Lande ʻAṭarōt von jeher.
Und der König von Israel baute ʻAṭarōt für sich.
Zeile 11Ich griff die Stadt an und nahm sie ein. Und ich tötete alles Volk
Zeile 12der Stadt als Darbringung für Kemosch und für Moab.
Und ich brachte von dort den Altar ihres dwd und ich
Zeile 13schleppte ihn vor Kemosch in Qerejoth.
Und ich ließ dort die Leute von Scharōn und die Leute von Macharot wohnen.
Zeile 14Und Kemosch sprach zu mir: Geh, nimm Nebo (im Kampf) gegen Israel. Da
Zeile 15zog ich bei Nacht los und kämpfte gegen es von Tagesanbruch bis Mittag. Und ich
Zeile 16nahm es ein und tötete alles: 7000 Männer, Knaben, Frauen, Mädchen
Zeile 17und Sklavinnen, denn ich hatte es dem Aschtar-Kemosch (durch Bann) geweiht.
Und ich nahm von dort die [Gerät]e (?)
Zeile 18Jahwes und schleppte sie vor Kemosch. …..

Nach Martin Rose ist in Zeile 18 nicht Jahwe zu lesen, sondern JHW + Possessivsuffix he wie in Zeile 12 dwdh:

Zeile 12DWD+H ⇒ bezogen auf die Stadt Atarot ⇒ David von Atarot ⇒ Ihr Dwd
Zeile 18JHW + H ⇒ bezogen auf die Stadt Nebo ⇒ Jahwe von Nebo ⇒ Ihr Jhw (S. 28)

Dies ist ein weiterer Beweis für die ursprüngliche Form JHW unter Beibehaltung der Drei-Konsonanten-Qualität der hebräischen Sprache (S. 31) (39), die Martin Rose auf היה/ הוה zurückführt. Erst König Josia machte bei seiner Kultreform aus dem JHW ein JHWH, unter anderem um seinen Gott von dem Gott des Nordreiches abzugrenzen. Bei dieser Namensänderung spielten auch sprachliche Unterschiede der Dialekte zwischen Juda und Israel eine Rolle sowie die Aramäisierung im Nordreich durch die assyrische Verwaltung (S. 36).

Die Auseinandersetzung zwischen JHW und JHWH bewegt sich im 1. Jahrtausend v. Chr. Doch die israelitischen Stämme formierten sich im 2. Jahrtausend v. Chr. Zwischen 1550 und 1200 v. Chr. kamen zur einheimischen kanaanäischen Bevölkerungen immer wieder Zuwandererw/m aus dem Osten nach Palästina (40). Ein Hinweis auf solche Wanderungen ist auch aus dem hethitisch-ägyptischen Friedensvertrag zwischen Ḫattušili III. und Ramses I. (10.11.1259 v. Chr.) zu entnehmen. So widmet sich der Vertrag ausführlich der gegenseitigen Rückgabe von Flüchtlingen. Dabei geht es nicht um ein paar ausgerissene Halunken sondern um Fürsten und Prinzen mit ihrer ganzen Familien, dazu ganze Städte und Dörfer. Elmar Edel übersetzt etwa Par. 13 wie folgt:

Oder wenn ein Grosser aus dem Lande Ḫatti flieht und zu [Wasmu]a[ria] satepnaria, dem Grosskönig von Ägypten, [kommt], oder eine Stadt, oder ein Distrikt, oder [ein Bezirk (?)] [aus] denen des Landes Ḫatti, und zu Riamasesa mai-amana, dem Grosskönig von Ägypten kommt, so soll sie Wasmuaria satepnaria, der Grosskönig von Ägypten, nicht aufnehmen; … Riamasesa mai-amana, der Grosskönig von Ägypten, soll sie (vielmehr) zu dem Grossfürsten von Ḫatti bringen lassen, und man soll sie nicht bleiben lassen (41).

Die Abwanderung von ganzen Fürstenfamilien und ganzer Städte war offenbar für das hethitische Reich ein Riesenproblem. - Die Abmachung im Friedensvertrag galt natürlich auch umgekehrt, so mussten ägyptische Flüchtlinge vom hethitischen Grosskönig zurückgegeben werden – Aber ich denke, das ist nur eine diplomatische Floskel. Denn eine Ursache für die Flucht ganzer Bevölkerungsschichten aus dem Hethiterland im 13. Jahrhundert v. Chr. war das Klima. Zur jener Zeit herrschte grosse Kälte und Dürre (Kap. 1.2.3). Und welcher Ägypter wollte schon freiwillig in ein solches Gebiet ziehen?

Aus sprachlicher Sicht gehen Bauer-Leander davon aus, dass in der zweiten Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. Leute aus Osten, vor allem aus Kleinasien nach Palästina kamen (42). Darauf deutet die grosse Ähnlichkeit zwischen akkadisch und hebräisch hin. Die Autoren erklären sich die Ähnlichkeit damit, dass die ursprüngliche semitische Sprache in Südwestarabien zu suchen ist. In vorgeschichtlicher Zeit kam es zu einer zeitgleichen Wanderung nach Syrien/Mesopotamien (babylonisch/akkadisch/assyrisch) und nach Palästina (Hebräisch), die sie im 4. Jt. v. Chr. ansetzten. Im 2. Jahrtausend v. Chr. war Akkadisch/Assyrisch im Alten Orient internationale Handelssprache (wie heute englisch) und wurde in Mesopotamien, Anatolien und Syrien gesprochen. Demgegenüber wurde seit Mitte des 2. Jahrtausend v. Chr. in Palästina Bibelhebräisch (43) gesprochen und dies bis etwa 400 v. Chr. Während der Perserzeit hatte sich die Amtssprache Aramäisch auch in Palästina immer mehr durchgesetzt.

Syrien stand seit der Eroberung durch den hethitischen Grosskönigs Šuppiluliuma I. (14. Jh. v. Chr.) unter hethitischer Verwaltung. Das wichtigste hethitische Zentrum war Karkemiš, in die Šuppiluliuma I. seinen Sohn Piyaššili (hurritisch Šarri-Kušu) als König einsetzte. Zwar gilt nach allgemeinem Konzens, dass die Hethiter kulturell und religiös kaum Einfluss in diesem Gebiet hatten. Doch wenn ich Texte aus dem Alten Testament lese, so fallen mir Vorstellungen zu, die meines Erachtens nur als Manifestation der Sonnengöttin von Arinna lesen kann. Nehmen wir das Beispiel des ältesten Propheten von Israel, Bileam, der Sohn Beors (IV. Mose 22,5). Dieser Seher wohnte in Petor Euphrat. Nach Erasmus Gass (44) entspricht der Ort Petor dem mesopotamischen Pitru am Euphrat. Auf der angefügten Karte lag Petor just gegenüber von Karkemiš, dem hethitischen Hauptsitz in Syrien. Bileam, der Sohn Beors aus Petor am Euphrat kam mit seiner Eselin – wieso Eselin und nicht Esel? - nach Palästina, da seine seherischen Fähigkeiten dringend gebraucht wurden. In der Erzählung ist es dann die Eselin, die sehr klug war und Bileam vor dem Tode bewahrte. Denn vor ihm steht der himmlische Engel mit dem gezückten Schwert oder wohl eher einem gezückten Sonnenstrahl. Ich gehe aber davon aus, dass die Eselin selber eine numinose Erscheinung war und eigentlich mit der Sonnengöttin von Arinna gleichzusetzen ist. Denn bereits im 16. Jahrhundert v. Chr. als der hethitische Grosskönig Ḫattušili I. mit seinem Heer vor den Toren von Zalwar stand, donnerte der Wettergott von Halab (Aleppo):

…… Und du Pfeil wirst in ihr Herz dringen.
Jene meine Lästerin (die Sonnengöttin von Arinna),
die ihr nach Arinna führt, ist sie nicht mein Esel?
Auf ihm werde ich reiten, führt mich hin.
Bin ich es nicht, der sämtliche Länder hält?
Mache ich nicht die Flüsse, Berge und Meere jeweils fest,
so dass es sich nicht vom Platz bewegen kann?
Das Meer mache ist fest, so dass es nicht zurückströmen kann (45).

Doch die Sonnengöttin von Arinna liess sich von ihm nicht beeindrucken. Er wurde besiegt und seine Statue samt dem Tempelschatz nach Arinna in ihre Lagerhallen abtransportiert (46) - in ihre und in die ihrer Tochter Mezzulla.

Oder Saul, der zwei Eselinnen suchte und dabei ein Königtum fand. Saul suchte zwei Eselinnen, weil die hethitische Grosskönigin Puruhepa (13. Jh. v. Chr.) die Sonnengöttin von Arinna und die hurritische Himmelsgöttin Hebath synkretistisch vereint hatte. – Und ich finde es schon merkwürdig, dass diese Hepath in einer der jüngsten Schriften im Alten Testament erwähnt wird als «Eva (hebr. Hwjh), die Mutter alles Lebens» (I. Mose 3,20). – Da muss doch dem entsprechenden Priester Schriften über Kulte dieser Göttin zur Verfügung gestanden haben, die er in die bekannte Sündenfallgeschichte umgedeutet hatte. Aber auch der Gottesname Jahwe (jhwh) deutet darauf, dass unter Einfluss von HWJH/Hebath (dt. Eva) ein JHWH wurde.

Wie die Umdeutung heiliger Schriften erfolgt ist, kann man schön an Psalm 132,8 zeigen: Der erste Jahwe-Schreiber hatte offenbar grossen Respekt vor der Vorlage, sodass er Jahwe und die machtvolle Arinna/Aaron kombinierte. Doch was ist mit der Ruhestatt? «Jahwe und Aaron» lagen nach diesem Verständnis auf dem gleichen Ruhebett und erhoben sich am Morgen. Das würde zu der Geschichte I. Samuel 1-3 passen, das mit Hannah und der Priester Elijon zu einem menschlichen Paar umgedeutet wurde. So nennt Hannah den Priester Adonaj, doch auch Jahwe wird Adonaj genannt. Damit ist der Bezug einer kultischen Begehung «auf dem Ruhelager» (Psalm 132,8) in I. Sam. 1 gegeben. Ein weiterer Schreiber, der Psalm 132 erneuerte, las den Satz vom Ruhestätte Jahwes und seiner «machtvollen Aaron». Aus Respekt vor dem sakralen Text, beliess er, wie es da steht, fügt aber «den Schemel seiner Füsse» voran, in der Hoffnung, seine Nachfolger werden verstehen, dass er damit «Aaron» meint – aber wieso soll die «machtvolle Lade» nun plötzlich ein Fussschemel Jahwes sein? – Es ist der klare Versuch einer Abwertung.

Ins 14. Jahrhundert v. Chr., also in die Zeit Suppiluliumas I. fallen die Anfänge der israelitischen Stämme, und wie aus alttestamentlichen Texten zu entnehmen ist, spielte da Aaron (Lade) eine grosse Rolle (47). Doch wie gehen Jahwe-Theologen der nachexilischen Zeit mit dieser Situation um? Die Zusammengehörigkeit von Lade und Jahwe wird mit dem Bund ausgedrückt, also in der Bezeichnung «Aaron Berith Jahwe». Da es sich bei der Lade aber «bloss» um eine «Kiste» handelt, müsste bei «Aaron» eigentlich ein Artikel stehen. Dies kommt aber selten vor. In alttestamentlichen Texten ist aber auch von «Aaron Jhwh» die Rede, die Aaron zur Gattin Jahwes macht, oder von «Aaron ha-Elohim», ein Ausdruck, der Aaron als oberste Gottheit bezeichnet.

In Palästina war Aaron wie erwähnt in den Kultorten Bethel, Sichem, Silo und Jerusalem verehrt. Das sind Gebiete der Raḫel-Stämme Ephraim, Manasse und Benjamin. Nach Jörg Jeremias (48) ist auch eine Davids-Dynastie ohne die «Lade» (Aaron) nicht denkbar. Er schreibt:

Die Bildung einer eigenständigen Davidtradition ist ohne die Lade undenkbar.
Vor allem aber hängt die Dynastieverheissung, die im Zentrum der Davidtradition steht, engstens mit der Überführung der Lade nach Jerusalem zusammen (S. 185-187.)

Weiter schreibt er: Die Lade ging in der Zionstradition auf, aber nicht unter. In der deuteronomisch-deuteronomistischen Theologie wurde der Bundesgedanke eng mit der Lade verbunden. Als Behälter der Bundesurkunde erhielt sie eine völlig neue Funktion. Und weiter:

Auf dem Umweg über die David- und die Zionstradition, die dtn-dtr. Bewegung und die priesterliche Theologie ist es letztlich die Lade gewesen, die Jerusalem zum Symbol der Hoffnung für die Exilierten werden liess, die die spätere Theokratie in Jerusalem vorbereitete und die für die Apokalyptik und das Neue Testament im neuen Jerusalem die entscheidenden Hoffnungen des Glaubens zusammengefasst sein liess (S. 196)

Also nicht Jahwe war die Hoffnung der Exilierten sondern Aaron! - Doch in aktuellen geschichtlichen Darstellung der Israeliten kommt die Lade» überhaupt nicht vor. Richard S. Hess, «Israelite Religion» etwa stellt sich die Frage, ob El oder JHWH der oberste Gott der frühen Israeliten war, obwohl der Name «Jahwe» im 2. Jahrtausend v. Chr. nicht nachzuweisen ist.

Zum Namen Jhw/Jhu erwähnt Martin Rose altbabylonischen Personenennamen wie Jahwi-Ilum, Jahwi-Adad. Doch Jahwi ist kein Gottesnamen sondern ein Verb im Sinne von «El ist da» oder «Hadad ist da». Daraus schliesst der Autor:

Der Gottesname «Jahwe» darf somit nicht als eigentlicher Gottesname angesprochen werden, sondern als Form einer Aussage über Gott, die den wirklichen Gottesnamen unterdrücke.

Und verweist auf W. von Soden und schreibt:

Die Schwierigkeit sieht auch W. von Soden selbst. Er löst das Problem in der Weise, dass er in dem Gebrauch von «Jahwe» schon für die älteste Zeit den Versuch sieht, den eigentlichen Gottesnamen zu meiden, indem er einfach von einem «Er» (Personalpräfix ja-) spräche. (S. 33).

«Jah», «Jahwe» ist also keine Gottesbezeichnung, sondern unterdrückt den Namen dieses Gottes und dies seit ältester Zeit, indem er ein «Er» setzt. Das heisst doch, ursprünglich war dieser Gott, eine «Sie» - eine Göttin. Und die Ähnlich von Aaron und Arinna lässt den Schluss zu, dass es sich hier um die Sonnengöttin von Arinna handelt. Also nicht El oder Jahwe, den es im 2. Jahrtausend v. Chr. gar nicht gab, sondern Aaron, genauer die Sonnengöttin von Arinna war der Hauptgott der frühen Israeliten. - Die Verdrängung der Sonnengöttin von Arinna ist aber auch in ausserbiblischen Texten nachzuweisen. Altorientalischen Grossreiche taten sich schon immer schwer damit, dass die oberste Staatsgottheit eine Göttin war und ersetzten sie durch einen männlichen Gott. Beispiele gibt es auch im hethitisch-ägyptischen Friedensvertrag. So übersetzt Elmar Edel aus dem hethitisch-ägyptischen Friedensvertrag:

Danach aber, vom heutigen Tage an,
siehe, da befindet sich Ḫattušili, der Grossfürst von Ḫatti, [in] dem Vertrag,
der das Verhältnis dauerhaft machen soll,
dass der Sonnengott (DUTU) geschaffen hat, und das der Seth (DIM) geschaffen hat,
für das Land Ägypten und das Land Ḫatti,
um zwischen ihnen niemals Feindschaft entstehen zu lassen. … (49).

DUTU kann sowohl Sonnengöttin wie auch Sonnengott bedeuten, im Einklang mit Seth hat Ḫattušili III. hier wohl aus diplomatischen Gründen Re gesetzt. Denn Ḫattušili III. war beim Abschluss des Vertrags nicht nur wegen der Massenflucht von Fürsten und ganzer Städte in der schwächeren Position sondern auch wegen seiner illegitimen Thronbesteigung, und somit auf die Anerkennung Ramses II. angewiesen (50).

In den Samuelbüchern ist vielfach von «Aaron Jhwh» oder «Aaron ha-Elohim» die Rede, etwa in einer Auseinandersetzung zwischen Hebräern/Habiru und den militärisch gut organisierten Philistern. So reden die Philister in I. Samuel 4 von «Aaron Jhwh» (V. 6) und «diese Götter» (Mehrzahl, V. 8). Im Text wundern sich die Philister über den Lärm im israelitischen Lager. In diesem Jubel mischt sich der angekommene «Gott» ein, indem «die Erde bebt». D.h. «Die Erde bebt» und «Aaron ha-Elohim»/«Aaron Jhwh» sind identisch. «Die Erde» aber weist ausschliesslich auf eine weibliche Gottheit. Da sich die Situation im Text I. Samuel 4 auf die Anfänge der Israeliten bezieht, weisen «die Götter» «Aaron-Jhwh» auf die hethitische Sonnengöttin von Arinna und die hurritische Himmelsgöttin Ḫepat, die von der hethitischen Grosskönigin Puduḫepa im 13. Jahrhundert v. Chr. zu einer Göttin verschmolzen wurden (Kap. 6).

Für die Zeit der Kult-Reform des Königs Josias im 7. Jh. v. Chr. finde ich es jedenfalls bezeichnet, dass das «Buch der Weisung» von der Prophetin Hulda legitimier werden musste:

Geht, befragt den HERRN für mich und für das Volk und für ganz Juda über die Worte dieses Buchs, das gefunden worden ist, denn gross ist der Zorn des HERRN, der entbrannt ist gegen uns, weil unsere Vorfahren nicht gehört haben auf die Worte dieses Buches und nicht nach alledem gehandelt haben, was für uns geschrieben steht. Da gingen Chilkijahu, der Priester, Achikam, Achbor, Schafan und Asaja zu Chulda, der Prophetin, der Frau des Schallum, des Sohns des Tikwa, des Sohns des Charchas, des Hüters der Gewänder. Und sie wohnte in Jerusalem, in Mischne, und sie sprachen mit ihr. Da sprach sie zu ihnen: …

Der Text wurde von deuteronomisch-deuteronomistischen Theologen «korrigiert», aber trotzdem geht eindeutig hervor, dass die Prophetin Hulda (Chulda) über dem König, dem Hohepriester Hilkija und all den königlichen Beratern stand, denn allein sie war befugt, die Gültigkeit des «Buches der Weisung» zu legitimeren. Dies sehe ich als Indiz, dass zu ihrer Zeit eine Hauptgöttin - die Himmelsgöttin (Arinna-)Ḫepa(t) – das göttliche Pantheon angeführt hatte.

sumerischer Beter

Von «Ḫepa», hebräisch HWJH/HWJA, deutsch Eva heisst es in I. Mose 3,20:

Und Adam nannte seine Frau Eva, denn sie wurde die Mutter allen Lebens.

Dieser Satz geht zurück auf den Beter, der der Muttergöttin huldigte. Ein nachexilischer Redaktor hat diese Situation in seinem Sinne geändert.

«sumerische Religion», aus «wikiwand.org»

In der Josia-Reform geht es meines Erachtens darum, die hebräische Bezeichnung HWJH/HWJA (Hepath) in JHWH umzuwandeln. Alttestamentliche Redaktoren sahen sich dann genötigt, die Bedeutung des Namens JHWH zu erklären:

Da sprach Gott zu Mose: Ich werde sein, der ich sein werde. Und er sprach: So sollst du zu den Israeliten sprechen: Ich-werde-sein hat mich zu euch gesandt. Und weiter sprach Gott zu Mose: So sollst du zu den Israeliten sprechen: Der HERR, der Gott eurer Vorfahren, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. (II. Mose 3,14f.)

In II. Mose 3 legitimiert sich Jahwe als «Gott eurer Väter». Der Gott der Vorfahren aber war El Schaddaj «Gott der Mutterbrüste», meines Erachtens ein später Sammelbegriff für die Muttergöttinnen, die unter den Stämmen Israels verehrt wurden, vor allem Arinna-HWJH (Ḫepat, vgl. Kap. 6). Alttestamentliche Redaktoren machten aus dem «Gott eurer Väter» einen «Gott, der ist». Dieser Gott des Seins kann nicht alt sein und wurde wohl von den Altgriechen und ihrer Philosophie des Seins inspiriert. Die Zürcher und Luther Bibel übersetzen das Sein (II. Mose 3,14) futurisch «ich werde sein», andere Übersetzungen geben אֶֽהְיֶ֖ה אֲשֶׁ֣ר אֶֽהְיֶ֑ה als «ich bin, der ich bin» wider. Mit «ich bin» lässt sich auch die späte Bedeutung des Gottes JHWH von der HWJA/HWJH (I. Mose 3,20) ableiten, denn man ist ja erst, wenn man geboren ist.

Wie bereits erwähnt ist nach Martin Rose JHW/JHU der ursprüngliche Name JHWHs. Doch der Name hat so seine Tücken und am Ende entpuppt er sich nicht als Gottesname sondern «als Verheimlichung des wahren Gottesnamens». In der Frühgeschichte Israels, wie sie im Alten Testament geschildert wird, ist JHW/JHU eng mit Aaron verbunden. Andererseits hat Peter Porzig darauf hingewiesen, dass die Erwähnung der «Herrlichkeit Gottes» (Kabod ha-elohim) die Lade (Aaron) ersetzt, und so kommt manw auf die Idee, dass möglicherweise – rein theoretisch – ursprünglich gar nicht kabod Jhw stand sondern Kašbarujah – und keiner in Palästina hat das Wort verstanden, auch unsere Alttestamentler nicht. Denn Kašbarujah ist hattisch und stammt aus der fernen Küste des Schwarzen Meeres.

Hattisch ist die älteste Sprache, die uns aus Anatolien bekannt ist. Sie ist weder semitisch noch indogermanisch und bereits während der Hethiterzeit ausgestorben. In Palästina verstand diese Sprache niemand. So hielten palästinische Schreiber, die der Keilschrift mächtig waren, das Wort Kasbaru-jah für ein (verderbtes) Akkadogramm, das somit semitisch sein müsste und lasen so etwas wie Kabod Jhw (Herrlichkeit Jhw) (51). Das würde jedenfalls zum Eintrag von Claus Westermann im «Theologischen Handwörterbuch zum Alten Testament» passen: Er schreibt, dass das Wort kabod JHWH in den frühesten Schriften des Alten Testaments vorkommt, aber was kabod eigentlich bedeutet, ist unklar (Spalte 803). Auf Spalte 812 schreibt er:

Ezechiel geht aber darin über Jes 6 hinaus, dass der kabod auch hier etwas wie ein selbständiges Wesen wird, fast eine Hypostase Gottes: die Majestät Gottes repräsentiert Gott selbst. Darin und in der Art der Erscheinung, nämlich einer Lichterscheinung.

Der Autor folgert daraus, dass Ezechiel hier eine Weiterbildung des Wortes kreiiert hatte. Erst bei ihm wird der Gott repräsentierende Kabod eine eigene Wesenheit, die im Lichterglanz erscheint. Meines Erachtens stammt «kabod-jhw» aber von der Sonnengöttin von Arinna alias «Aaron» und ihrem hattischen Namen Ištanu Kasbaru-jah und wurde im 1. Jahrtausend v. Chr. auf den neuen Gott JHWH übertragen.

Unter den vielen Tausend Tafeln, die Archäologen in letzter Zeit beim anatolischen Dorf Boğazkale (Schluchtdorf, früher Boğazköy, hethitisch Ḫattuša) ausgegraben haben, befinden sich auch Fragmente einer hattischen Götterliste, die Massimo Forlanini (52) «die Götter von Zalpa» nennt (53). Die meisten «Götter von Zalpa» sind bei näherem Hinschauen eigentlich Göttinnen. Da gibt es auch eine Sonnengöttin Leštanu mit dem Beinamen Kašbarujah (hattisch), auf Deutsch «Ištanu, die Leuchtende» (54). Diese Ištanu stand im engen Zusammenhang zur hethitischen Sonnengöttin von Arinna. Daraus folgere ich, dass der hethitische Königsanwärter von Kuruštama (15. Jh. v. Chr.), der mit Familie und Getreuen (und deren Familien) nach Palästina ins Exil gehen musste, Texte über die Sonnengöttin Ištanu von Arinna mit dem Beinamen «Kašbaru-jah» mitgenommen hatte. Denn auf sie hatte er seinen Anspruch auf das hethitische Reich erhoben.

Eine gewisse Affinität von Hattisch zur semitischen Sprache weist Oguz Soysal nach. Beispiele sind Lehnwörtern wie «Stuhl, Thron»: akkadisch/assyrisch «kussum, kussium», hattisch «kusim» oder «Becher»: akkadisch «kasu», hattisch «kazue» oder «Musik(instrument)»: akkadisch «zamaru: Lied, Gesang» oder «zannaru, eine Art Leier». Dazu erklärt er:

Die Möglichkeit liegt auf der Hand, das diese meist zum Alltagsleben gehörigen Bezeichnungen wahrend der altassyrischen Kolonie-Zeit im 3. Und frühen 2. Jahrtausend unter einem mesopotamischen Kultureinfluss ins Hattische entlehnt worden waren, obwohl im Hattischen für diese Begriffe auch einheimische Entsprechungen existieren konnten, beispielsweise, für «Stuhl» und «Thron» sind bereits die hattischen Worter (tittaa-)zilat bzw. anwaaauit (auch vergöttlicht) festgestellt worden. Die bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen dem Hattischen und den semitischen Sprachen ist jedoch nicht nur anhand der Lexikographie, sondern auch der Morphologie zu spüren, wonach das Femininum bei Nomina auch im Hattischen mit Endung -t markiert ist. Ob diese Erscheinung ein reiner Zufall ist, oder auf eine ursprüngliche, geographische Nachbarschaft des Hattischen zu einer semitischen Sprache zurückzuführen ist, soll vorläufig dahingestellt bleiben. (55)

In Anatolien wurde in Keilschrift geschrieben, die assyrische Händler in akkadischer Schrift, die Hethiter in babylonischer Schrift, die wohl von syrischen Gefangenen unter Ḫattušilis I. (17./16. Jh. v. Chr.) eingeführt wurde. – Ein Beispiel für hattisch-akkadisch ist vielleicht der Name «Tudhal-ija», der mehrere hethitische Grosskönige trugen. Im Alten Testament wird ein «Tidal, der König der Nationen» (I. Mose 14,1) erwähnt, der heute mit Tudhalija I./II. (14. Jh. v. Chr.) identifiziert wird. Der Name selber dürfte die hattische Throngöttin Halmašuit meinen in der Bedeutung von «die Throngöttin ist da» (56).

In Palästina ist der Name Jhw erstmals im 14. Jahrhundert v. Chr. schriftlich bezeugt: So erwähnt eine altägyptischen Ortsnamensliste aus der Zeit von Amenophis III. (1402-1363 v. Chr.) JHW wie folgt: «Das Land der Schasu-Nomaden von JHW» (57). - Schasu-Nomaden machten nach Thomas Staubli (58) einen Teil der späteren Israeliten aus. Im 13. Jh. v. Chr. sind sie sowohl im ägyptischen wie im hethitischen Heer anzutreffen. So waren es auch Schasu-Nomaden, die Ramses II. bei Kadeš (1274 v. Chr.) berichteten, dass der als sanftmütig geltende hethitische Grosskönig Muwatalli II. sich in Aleppo verkrochen habe (59). Darauf lief der junge Pharao voll in die Falle, denn das hethitische Heer stand mit ihren schnellen 3-Mann-Streitwagen nicht in Aleppo sondern hinter Kadeš (60).

Die beiden Grossmächten der Hethiter und Ägyper dominierten das 14. Und 13. Jahrhundert v. Chr. den Alten Orient. Im 13. Jahrhundert v. Chr. waren sie sogar miteinander verschwägert. Palästina war damals zwar ägyptisch, aber es fand ein reger kultureller und religiöser Austausch statt, wie etwa der erste Prophet Israels, Bileam, Sohn Beors aus Petor (Num. 22,5) zeigt. Nach Suzanne Herbordt verbreiteten sich mit der Einsetzung eines hethitischen Königs auch hethitische Siegel in Syrien und Mesopotamien und damit auch die Kenntnis ihrer Göttinnen und Götter (61).

Literaturhinweise:

  1. Jos. 6,6.8.12.13; I. Sam. 5,10; 2. Sam. 6,4.12; 6,1; 7,1; II. Sam. 6,9 etc.
  2. I. Sam. 4,11.22; 5,1; 14,18; II. Sam. 7,2; 1. Chr. 13,5; 15,2.24 etc.
  3. II. Mose 30,6; II. Mose 31,7: ThWAT, S. 399: Aaron ha-Edoth, Lade des Zeugnisses (P, Dt)
  4. 5. Mose 31,9; Jos. 3,6; Jos. 6,6 etc.
  5. Num. 14,44; Jos. 4,7; I. Sam. 4,4; I. Kön. 6,19; I. Chr. 16,37; 28,18 etc.
  6. I. Sam. 4,4; 5,8; I. Chr. 16,6
  7. Für die Aussprache von – o – (Aaron) statt – i – (Arinna) vgl. Bauer-Leander, «historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testaments», S. 25f. 82ff.; i/o S. 96
  8. Bauer-Leander, «Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testaments», S. 57
  9. «Codex Leningradensis» in wikipedia, 20.09.2021
  10. Hans-Jürgen Zobel in ThWbAT I, Spalte 393; Hans Bauer und Pontius Leander, Historische Grammatik der hebräischen Sprache, S. 82f. vgl. Wilhelm Gesenius „Hebräisches und aramäisches Wörterbuch über das Alte Testament, Band 1, S. 96f.; Hans-Jürgen Zobel, Aron in ‚Forschung zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments‘, Spalte 393f.;
    Peter Porzig, Die Lade Jahwes, S. 1ff.
  11. Peter Porzig, Die Lade Jahwes, 224
  12. Peter Porzig, Die Lade Jahwes im Alten Testament und in den Texten vom Toten Meer, S. 27. Für den Autor war die Lade nie ein Götterbild, S. 300
  13. Martin Noth, «Das System der Zwölf Stämme Israels»
  14. Francis Breyer «Ägypten und Anatolien» beschreibt ausführlich über die Probleme der ägyptischen Schreibern mit hethitischen Texten. Der Brief Labayas an den Pharao in Richard S. Hess, «Israelite Religions», S. 94f.
  15. Zur Korrespondenz zwischen einem Labaya und dem Pharao. vgl. Richard S. Hess, «Israelite Religions», p. 94f.
  16. Ausführlicher in meinem Aufsatz «das Patriarchat, Vorwort»
  17. Klaus Koenen, «Bethel» in «das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet», 05.09.2019; vgl. Renate Laut, «weibliche Züge im Gottesbild israelitisch-jüdischer Religiosität», S 29: `Astart wird im Alten Testament zu Astorät von bosät «Schande». u Silo als religiöses Zentrum Jörg Jeremias, «Lade und Zion», S. 187
  18. Bauer-Leander, «historische Grammatik», S. 77. S. 253: eigentlich «meine Herren»
  19. Izak Cornelius, «Thron» in « Bibelwissenschaft», 2018; Hermann Gunkel, «die Psalmen», S. 566, 6. Auflage von 1986
  20. Trevor Bryce, «The Kingdom of the Hittites», p. 168ff.
  21. Ein eindrückliche Beispiel aus unseres Zeit ist Timbuktu: Als Islamisten 2012 das Mausolem Sidi Mahmud Ben Amar zerstörten, wurden Schriften aus Privathaushalten vor denTerroristen versteckt und weggebracht. Dazu der Dokumentarfilm «Timbuktus verschollenes Erbe» on Vimeo
  22. Peter Porzig, die Lade im Alten Testament, S. 232f.
  23. dann im Neuen Testament: Mt. 5,35; Apg. 7,49
  24. Volkert Haas, «Geschichte der hethitischen Religion», S. 599, S. 421: «Mutter der Erde»; Sonnengöttin von Arinna, aus wikipedia 22.01.2021
  25. Othmar Keel, «Jerusalem und der eine Gott», S. 26f. beinhaltet «Jerusalem» den Namen des Gottes «Schalim» (Morgenröte)
  26. Lk. 20,43; Apg. 2,35; Hebr. 1,13
  27. Psalm 110,1; im Neuen Testament: Luk 20,43; Hebr. 10,13
  28. nach Gunkel «seinem heiligen Berg»
  29. jld: gebären, zeugen. Normalerweise mit «gezeugt» übersetzt
  30. Hermann Gunkel, die Psalmen, S. 6
  31. Hermann Gunkel, die Psalmen, S. 11
  32. Volkert Haas, «die hethitische Literatur», S. 35; «Die Geschichte der hethitischen Religion», S. 190
  33. Amir Gilan, «Ist denn der Sinn von Menschen und Göttern irgendwie verschieden?» - Zur Ökonomie, Religion (und) Herrschaft) im hethitischen Anatolien, S. 59
  34. Richard S. Hess, «Israelite Religions»
  35. Vgl. «Elephantine papyri» in wikimedia, 23.11.2020
  36. Vgl. 2. Könige 12 und «die Göttin hinter der at. Bundeslade», Kapitel 4.7
  37. Angela Rohrmoser, «Elephantine» in «bibelwissenschaft.de». Ob Aschim weiblich oder männlich ist, ist nicht entschieden
  38. Zusammengesetzt aus Mescha-Stele in wikipedia, 30.08.2021 und «Mescha-Stele» von Thomas Wagner in «bibelwissenschaft»
  39. Vgl. Bauer-Leander, «Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testaments»,S. 10
  40. Richard S. Hess, «Israelite Religions», p. 29
  41. Elmar Edel, «der Vertrag zwischen Ramses II. von Ägypten und Ḫattušili III. von Ḫatti», S. 49
  42. Bauer-Leander, «Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testaments», S. 12ff.
  43. Bauer-Leander, «Historische Grammatik der hebräischen Sprache des Alten Testaments», Tabelle S. 17
  44. Erasmus Gass, «Bileam (AT)» in bibelwissenschaft.de, 05.09.2019
  45. Volkert Haas, Die hethitische Literatur, 47-48
  46. Volkert Haas, hethitische Literatur, S. 34ff.; Maciej Popko, «Arinna, eine heilige Stadt der Hethiter», S. 32
  47. Martin Noth, «Das System der Zwölf Stämme Israels»
  48. Jörg Jeremias, «Lade und Zion» in «Probleme biblischer Theologie» (FS G. vRad), Herausgeber Hans Walter Wolff (Hg.), 1971, S. 185.183-196
  49. Elmar Edel, «der Vertrag zwischen Ramses II. von Ägypten und Ḫattušili III. von Ḫatti, S. 22-25
  50. Francis Breyer, «Ägypten und Anatolien», S. 455-458; Ahmet Ünal, «Ḫattušili III. bis zu seiner Thronbesteigung», aus «open access LMU, Universität München»
  51. Kabod kommt in den frühesten Texten vor in Claus Westermann, kbd in Theologisches Handwörterbuch zum Alten Testament, hrsg. Von Jenni/Westermann, Spalte 811
  52. Massimo Forlanini, «Die Götter von Zalpa – hethitische Götter und Städte am Schwarzen Meer», S. 262ff. aus «academia.edu»
  53. Vgl. meine Interpretation «das Patriarchat, Teil 1/die Hattier»
  54. Jörg Klinger, «Untersuchungen Untersuchungen zur Rekonstruktion der hattischen Kultschicht», S. 171; Oğuz Soysal, «Hattischer Wortschatz in hethitischer Textüberlieferung» S. 292, aus «academia.edu»
  55. Oguz Soysal, «hattischer Wortschatz in hethitischer Textüberlieferung», S. 179 , aus academia.edu
  56. Tudhaliya I. in wikipedia.org. Hattisch hatte im 3. Jt. v. Chr. den gleichen Prozess durchgemacht wie heute die verschiedensten Sprache, die infolge der Elektronik mit englischen Begriffen durchmischt werden.
  57. «Jahwe» aus wikipedia, 18.02.2006
  58. Thomas Staubli, «Das Image der Nomaden», S. 38
  59. «Aleppo-Kadeš» sind nach google.maps 221 km voneinander entfernt
  60. «Schasu» in wikipedia.com, 01.10.2020
  61. Suzanne Herbordt, «die hethitische Glyptik im Lichte der politischen und kulturellen Beziehungen des Hethiterreiches zu Syrien und Mesopotamien» aus «academia.edu»; vgl. auch Jan-Waalke, «die eisenzeitlichen Stempelsiegel aus dem «Amuq-Gebiet – Ein Beitrag zur Ikonographie altorientalischer Siegelbilder», S. 4 aus wikipedia.edu
  62. Erich Neumann, «die Grosse Mutter»
  63. Erich H. Cline, 1177 v. Chr. – Der erste Untergang der Zivilisation, S. 210f.; Heike Sterberg-el Hotabi, der Kampf der Seevölker gegen Pharao Ramses III, S. 21
  64. Heinz Wanner, «Klima und Mensch – eine 12 000-jährige Geschichte». 2. Auflage, 2020
  65. Erich H. Cline, 1177 v. Chr. – Der erste Untergang der Zivilisation, S. 211f.; vgl. Video von Terra-X: Der Riese Goliath –
    auf den Spuren der Seevölker, ab 20 min.
  66. In Video von Terra-X»: «Klima macht Geschichte», Teil 1, ab 36 min.
  67. Video «Terra-X: Apokalypse in der Bronzezeit, ab 5:34f.
  68. Emily Teeter in Video «Terra-X”: Apokalypse in der Bronzezeit, ab 18 min.
  69. Heike Sternberg-el Hotabi Der Kampf der Seevölker gegen Pharao Ramses III., S. 45
  70. Jörg Klinger, die Hethiter, S. 115ff.; Eric H. Cline, 1177 v. Chr., S. 207f.; Heike Sternberg-el Hotabi Der Kampf der Seevölker gegen Pharao Ramses III., S. 19
  71. Vgl. Andreas Müller-Karpe, «Šarišša – Die Wiederentdeckung einer hethitischen Königsstadt»
  72. Volkert Haas, «Materia Magica et Medica Hethitica», Bd. I, S. 16ff.
  73. Jörg Klinger, Untersuchungen zur Rekonstruktion der hattischen Kultschicht, 1996, S. 142
  74. Birgit Christiansen, «Reinheitsvorstellungen und Entsühnungsriten der Hethiter und ihr möglicher Einfluss auf die biblische Überlieferung», S. 142f. in BN: Biblische Notizen, Nr. 156 Jahr: 2013
  75. Catalog der Texte der Hethiter 383.1 übersetzt von Elisabeth Rieken, in «hethport.uni-wuerzburg.de»
  76. Zobel, ThWAT, Bd. I, Spalte 394
  77. Volkert Haas, Geschichte der hethitischen Religion, S. 424
  78. Daisuke Yoshida, Untersuchungen zu den Sonnengottheiten bei den Hethitern, S. 1
  79. Volkert Haas, Hethitische Berggötter und hurritische Steindämonen, S. 20
  80. Francis Breyer, «Ägypten und Anatolien», S. 424
  81. Richard S. Hess, Israelite Religions, p. 83
  82. Theodore J. Lewis, «Syro-Palestinian Iconography and Divine Images» in academia.edu
  83. Pirhiya Beck in Amir Gilan, «Iconography in Palestine», S. 46 in academia.edu
  84. Brian R. Doak, A Reevaluation of the Iconographic Motifs of the Taanach Cult Stand”, S. 5 in «academia.edu»
  85. Siegel des Königs Hiskia (726-697 v. Chr.) in «Neuer Fund aus König Hiskias Palastarchiv in Jerusalem» von Andreas Späth und Peter van der Veen, in academia.edu
  86. Francis Breyer, «Ägypten und Anatolien», S. 421: Was die geflügelte Sonnscheibe aus Ägypten betrifft, so war sie bis in die Achämenidenzeit im ganzen Alten Orient ein Renner und den eigenen Sonnenmotiven angepasst. Der Autor meint aber, ausser in Ägypten war die Uräus-Sonnenscheibe kein Königssymbol
  87. Jörg Jeremias, «Lade und Zion», S. 185
  88. Renate Laut, «Weibliche Züge im Gottesbild israelitisch-jüdischer Religiosität», S. 34f.f. Auf Seite 36 weist sie auf den Synkretismus mit Aschera, Astarte und Anat hin
  89. Peter Porzig, Die Lade Jahwes im Alten Testament, 54
  90. Hans Heinrich Schmid, Gerechtigkeit als Weltordnung
  91. CTH 360 «das (hethitisch-hurritische) Märchen von Appu und seinen Söhnen», eine mehrschichtige Erzählung (Schwank), die ich im «das Patriarchat» behandle.
  92. Peter Porzig, «Die Lade Jahwes im Alten Testament und in den Texten vom Toten Meer», S. 1f.
  93. Zu Ägypten etwa Peter van der Veen in Video «Israel in Ägypten und Kanaan»; Peter van der Veen und Uwe Zerbst, «Volk ohne Ahnen?»
  94. Richard S. Hess, «Israelite Religion», p. 95
  95. Johannes Friedrich, Kurzgefasstes Hethitisches Wörterbuch, S. 317: «binu: Sohn, Kind»
  96. Jörg Klinger, Untersuchungen zur Rekonstruktion der hattischen Kultschicht, 1996, S. 142
  97. vgl. Hugo Gressmann, Die Lade Jahves, S. 10ff.37ff.; Otto Eissfeldt hält die Lade für ein Heiligtum der Joseph-Gruppe in "Lade und Stierbild" S. 199;
    Albert Champdor, Das ägyptische Totenbuch in Bild und Deutung
  98. Erich Neumann, die Grosse Mutter; wikipedia «Nut (ägyptische Mythologie)», 08.08.2019
  99. vgl. O. Keel, Jahwe Visionen und Siegelkunst, S. 180
  100. Aus wikimedia: Cercueil de 'Isetemkheb, fille d'Ankhsyeniset et de Roriou, sacrificateur du domaine d'Amon Thèbes-Ouest (?) Début de l'époque saïte, XXVIe dynastie, vers 664-500 avant J.-C. Bois entoilé, stuqué et peint L. 176 ; l. 48 ; P. 43 cm Dépôt de l'Etat Inv. 1969-197 dépôt du musée du Louvre

Bildnachweis

  • Titelbild: aus Wikimedia: «Die Bundeslade wird in den Tempel getragen» von Gebrüder von Limburg und Jean Colombe (1412–1416)
  • Sonnengöttin aus wikipedia «Eflantun Pinar, hethitische Quellheiligtum», bearbeitet von mir.

Text und Design: Esther Keller-Stocker, Schweiz, 2019, letzte Revision: 05.11.2021

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Die Bundeslade, Gebr. von Limburg, Jean Colombe

«Die Bundeslade», Gebr. von Limburg,
Jean Colombe, wikimedia