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4. Miss Miller versus Lord Byron
4.1. Gott
In «das Unbewusste» haben wir gezeigt, wie psychische Energie aus dem Unbewussten Bilder schafft, deren Faszination der Mensch sich nicht entziehen kann. Bilder, die der Mensch Gott oder das Göttliche nennt. Die Gestaltwerdung Gottes geschieht im Menschen und nicht ausserhalb des Menschen und ist daher ein subjektives Phänomen. Der römische Dichter Seneca formulierte es so:
Gott ist in dir nahe, er ist bei dir, in dir!
(Seneca, Epistulae morales, XLI)
Oder im 1. Johannesbrief steht:
Denn Gott ist Liebe und wenn wir einander lieben,
bleibt Gott in uns! (I. Joh. 4,8.12)
C. G. Jung schreibt: Die Gottwerdung stärkt natürlich das Ich und übt Macht aus. Die Stärkung des Individuums kompensiert die eigenen Schwächen und Unsicherheiten. Doch neben diesen äusseren Aspekten spielen tiefer liegende Gefühlsvorgänge eine wesentliche Rolle. Mit der Gottwerdung introvertiert die Libido, belebt heile Welt mit den Eltern, die nun aber mit mythischem Material aus dem Unbewussten vermischt werden. C. G. Jung schreibt:
Darauf spielt die Religion an, denn die Wohltaten der Religion entsprechen den Wirkungen der Elternobhut auf das Kind, und die mystischen Gefühle der Religion wurzeln in den unbewussten Erinnerungen, an gewisse Regungen der ersten Kindheit, an jene archetypischen Ahnungen.
Dabei geht C. G. Jung wie selbstverständlich von umsorgenden Eltern aus. Auch geht er davon aus, dass Kinder dem archetypischen Geschehen weit näher sind als Erwachsene.
Religiöse Regression belebt über die konkreten Eltern das Eltern-Imago, weil das Unbewusste weder Raum noch Zeit kennt und auch kein Aussen und Innen. Deshalb vermischt sich der konkrete Vater mit dem Symbol des Vaters. Dieser erscheint dann als Sonne, Feuer, Licht, aber auch das Edelmetall Gold kann Sinnbild des Göttlichen sein, das sich mit der Figur «Vater» vermischt. Es sind «mythologische Synonyme», die die psychische Energie des Archetyps des Grossen Vaters in Bildern darstellt und so dem menschlichen Bewusstsein zugänglich macht.
C. G. Jung fügt eine Reihe Gotteserfahrungen von Mystikerinnen und Mystikern an. Eine stammt von Mechthild von Magdeburg aus dem 13. Jahrhundert. In ihrem Werk «das fliessende Licht der Gottheit» beschreibt sie die mystische Vermählung der Seele mit Christus. Daraus eine kleine Kostprobe:
O Herr, minne mich gewaltig und minne mich oft und lang;
je öfter du mich minnest, um so reiner werde ich; je gewaltiger du mich minnest,
um so schöner werde ich; je länger du mich minnest, um so heiliger werde ich hier auf Erden.
Gott antwortet:
Dass ich dich oft minne, das habe ich von meiner Natur, denn ich bin selber die Liebe. Dass ich dich gewaltig minne, das habe ich von meiner Begier, denn auch ich begehre, dass man mich gewaltig minne. Dass ich dich lange minne, das ist von meiner Ewigkeit, denn ich bin ohne Ende.
4.2. Miss Miller
Auch Miss Miller sehnt sich nach der göttlichen Vereinigung. Doch ihr Streben verheisst nichts Gutes, hier ist nicht von Glück, Schönheit und Heiligkeit die Rede sondern negativ von Sintflut und Tod.
Wie wir gesehen haben, hörte Miss Miller auf ihrer Reise nachts auf hoher See einen Marineoffizier aus voller Inbrunst singen. Diese Situation hatte sie sehr beeindruckt, ging aber nicht weiter darauf ein. Dafür erinnert sie sich an die Kirchengänge zwischen ihrem 9. und 16. Lebensjahr. Nach ihrer Aussage ging sie jeden Sonntag in die Presbyterianerkirche. Auch hier hatte der Pfarrer auf sie einen grossen Eindruck hinterlassen, ohne ihn weiter zu erwähnen. Dafür erinnerte sie sich an Begriffe aus den Predigten wie «verlorenes Paradies», «Hiob», «Schöpfung», «Gabe der Liebe», «Chaos» und «Kosmos». Aus ihren Erinnerungen schreibt sie, wie Worte in ihrem Kopf herumwirbelten wie bunte Glassplitter in einem Kaleidoskop:
Wie unregelmässige bunte Glassplitterchen in einem Kaleidoskop prachtvolle, seltene Muster bilden, so setzen sich meiner Meinung nach die in mir vorhandenen Brocken von Philosophie, Ästhetik und Religion zusammen - unter der Anregung der Reise und aller flüchtig erlebten Länder, zusammen mit der grossen Stille und dem unfassbaren Zauber des Meeres – um diesen schönen Traum zu erzeugen. Es war nur dies, und weiter nichts: «Only this and nothing more!» (13)
Der Rabe von Edgar Allan Poe: «Nevermore!» aus jetzt.sueddeutsche.de
Beim Satz „Only this and nothing more“, denkt C. G. Jung an Edgar Allen Poe und schliesst bei Miss Miller auf den Verdrängungsmechanismus ihrer Sexualität oder genauer, sie fürchtet sich davor, das Leben zu leben mit all den sich daraus ergebenden Tatsachen. Statt dessen zieht sie sich zurück und sucht willentlich nach ewigen Bildern, nach dem All-Vater, der aber unter der Hand zum sterbenden und auferstehenden Gott wird.
Wie C. G. Jung betont, birgt die Konfrontation mit dem kollektiven Unbewussten Gefahren. Ein Signal ist das Lied von der Motte, die zur Sonne will und dabei die Flügel verbrennt. Man könnte dies als Warnung des kollektiven Unbewussten an Miss Miller verstehen, dass sie in der aktuellen Situation daran ist, sich zu verlieren.
C. G. Jung sieht in der Verdrängung ihrer Sexualität auch eine grosse Schuld und assoziiert nun seinerseits mit Goethes Faust: Faust ist ein Professor, der von der Sonne als Symbol einer archetypischen Grösse erfasst wird, in seinem Fall vom Archetyp der Grossen Mutter. Die Sehnsucht Fausts nach der Grossen Mutter kommt im Bild der Helena näher und als Margarethe steht sie als weiblicher Mensch konkret vor ihm. Doch nun zeigt sich bei Faust der Schatten in Gestalt des Mephistos, denn um Margarethe zu gewinnen, tötet Faust mit dessen Hilfe deren Bruder und Mutter, letztlich auch Margarethe und das gemeinsames Kind.
Für mich stellt sich nun die Frage, inwiefern lässt sich die Schuld von Faust mit einer „Schuld“ von Miss Miller vergleichen? Miss Miller bekennt nirgends einen Mord geschweige denn mehrere Morde. Ihre Schuld sei die Angst vor dem Leben und deren vollendeten Tatsachen! Aber was sind denn vollendete Tatsachen? – Hätte sie mit dem Marineoffizier ins Bett hüpfen sollen, falls er nicht wollte mit Gewalt?
In ihrem Alter stellt sich die Frage: was erwartete die Familie von ihrem zukünftigen Ehemann? Was erwartete sie selber von ihm? – Wird alles nicht gesagt. Es darf aber vorausgesetzt werden, dass ihr Ehemann eine standesgemässe Partie sein sollte: jung, intelligent, reich, Karriere verdächtig. Aber einen solchen Mann gibt es nicht ab der Stange!
Oder was wäre passiert, wenn sie ihre Eltern mit einem unehelichen Kind konfrontiert hätte? Ich kann es nicht sagen. Ich weiss nur, dass im letzten Jahrhundert in der Schweiz junge, nicht verheiratete Mütter geächtet und häufig in eine Anstalt zur Nacherziehung gesteckt und ihnen ihre Kinder weggenommen wurden. Und dies dürfte in anderen Ländern nicht anders gewesen sein. Über die Väter der unehelichen Kindern wird meistens gar nicht berichtet.
Auch Miss Miller spricht eigenartigerweise nicht von ihrem Vater! – Ich will dem Vater von Miss Miller nichts unterstellen, aber doch nach den Möglichkeiten fragen, was bei ihr „vollendete Tatsachen“ sein könnten. Sigmund Freud etwa erwähnte in seinen Schriften immer wieder, dass ihn junge Frauen um Hilfe baten, weil sie von ihren Vätern sexuell missbraucht wurden.
Passender Partner noch nicht gefunden, sexuelle Übergriffe während ihrer Kindheit, als ledige Mutter geächtet – das sind drei Möglichkeiten, weshalb Miss Miller sich so sehr zurückzieht. Aber C. G. Jung weigert sich, Gründe für ihr Verhalten zu finden, statt dessen spricht er bei ihrer Introvertiertheit von Schuld und vergleicht diese mit der kollektiven Schuld - und die ist patriarchal geprägt -, die Goethe in seinem Faust festhält.
Sich selbst beschreibt Miss Miller als aufgestellte, intelligente und hoch sensible junge Frau, die auch ernsthafte, tiefgründige Gedanken haben kann. Doch gerade diese tiefgründigen Gedanken verraten ihre grosse Verzweiflung. Ob ihr ein Psychiater wirklich helfen konnte, daraus herauszukommen, wenn er seine Theorien über ihren Zustand erklärte, scheint mir fraglich. Denn so interessant und lesenswert die Theorien von C. G. Jung sind, damit hatte sie konkret noch keinen geeigneten Ehemann gefunden.
Miss Miller schreibt weiter, wie sie aus den Werken Lord Byrons gelesen hatte. Hier stiess sie auf einen Satz, den sie tief bewegte:
In Tod und Leben will ich Gottes sein, -
Ich zittre nicht, mag auch das Weltall beben (14).
Es ist ein düsteres Gebet, den Tod vor Augen. Es zeigt wie verzweifelt und unglücklich Miss Miller war.
Das Gedicht von Lord Byron stammt aus «Himmel und Erde», 1823 veröffentlicht, ein Jahr vor dessen Tod. Darin erzählt Lord Byron die Ursache der Sintflut aus dem Alten Testament nach. In der Bibel selber heisst es nur:
Als sich aber die Menschen auf der Erde zu mehren begannen und ihnen Töchter geboren wurden, sahen die Göttersöhne wie schön die Töchter der Menschen waren, und sie nahmen sich alle, die ihnen gefielen, zu Frauen (I. Mose, 6,1f.)
Daraus machte Lord Byron in «Himmel und Erde» eine kurze Geschichte über die leidenschaftliche Liebe zweier Engel zu den Töchtern Kains. Zur Strafe schickte Gott die Sintflut.
C. G. Jung schreibt: Dass Miss Miller ausgerechnet diese beiden Strophen aufschreibt, weist ein weiteres Mal auf die Zerstörungskraft des kollektiven Unbewussten hin, die Miss Miller erfasst. Er deutet das Zitat so, dass Miss Miller von der Wucht des kollektiven Unbewussten erfasst und ihr Bewusstsein wie in einer Sintflut zerstört wird.
So wie ich den Hilfeschrei von Miss Miller verstehe, mag es sich ja um unerfüllte Sexualität handeln. Aber der eigentliche Grund ist die Unterdrückung ihres weiblichen Ichs vom Patriarchat, wie es in diesem Buch auch C. G. Jung zelebriert.
Und das ist Ende 2017 nicht anders. So wurde in den letzten Tagen etwa berichtet, wie in der Schweiz Nationalrätinnen im Bundeshaus in Bern von Männern sexuell belästigt werden - in weit weniger Fällen werden auch Männer von Frauen belästigt. Oder gestern Abend beschwerten sich zahlreiche weibliche Abgeordnete, wie sie in Gremien von Männern als unfähig taxiert werden. (Stand: 16.12.2017)
Zu Miss Miller und ihrer «verdrängten Sexualität», die C. G. Jung als ihre Schuld taxiert, vergleichen wir hier kurz Lord Byron. Dieser hatte nämlich, im Gegensatz zu Miss Miller, ein obsessives Sexualleben. Ich folge dabei der Biographie «Byron, der Held im Kostüm» von Benita Eisler.
4.3. Lord Byron
George Gordon Noel, 6. Baron Byron (1788-1824) hatte von Geburt an einen lahmen Fuss und sah sich zeitlebens als «den hinkenden Teufel». Das Gespött und Mitleid, das er während seiner Kindheit und Jugend erdulden musste, hatte ihn zu tiefst verletzt. Benita Eisler schreibt:
Sein nach innen gewandter Zorn verwandelte sich in Depression, aber auch in etwas noch Heimtückischeres: das Gefühl nämlich, von allen moralischen Sanktionen, wie sie für andere galten, ausgenommen zu sein und einen lebenslangen Anspruch auf das Verbotene zu besitzen (S. 61).
In einem späteren Tagebuch reflektierte er vorsichtig den Zusammenhang zwischen seinen lebenslangen Anfällen von Depressionen und seiner vorzeitigen Einführung in das dunkle Reich sexueller Obsession.
Lord Byron schreibt:
Sehr früh wurden meine Leidenschaften geweckt – so früh – dass mir nur wenige glauben würden – wollte ich die Zeit – und die damit einhergehenden Fakten nennen. Vielleicht ist dies einer der Gründe für die vorzeitige Melancholie meiner Gedanken – dass ich das Leben vorzeitig erfuhr (S. 63).
An dieser frühen sexuellen Obsession dürfte sein Kindermädchen May Gray beteiligt gewesen sein. Bei ihr lernte der kleine Byron die Bibel sehr gut kennen, wobei das Neue Testament ihm Pflicht, das Alte Testament Vergnügen war. Benita Eisler schreibt:
Vor allem eine Geschichte – der Konflikt zwischen Kain und Abel – reizte ihn zu zwiespältiger Identifikation: Durch sie konnte er seine Missbildung zur Grandiosität eines Fluchs erhöhen (S. 43).
Ansonsten war das Zusammenleben mit diesem Kindermädchen für Klein-Byron eine Qual, eine Mischung aus Sexspielchen, Schuldgefühlen, Demütigungen und wahrscheinlich auch körperlicher Misshandlung.
Im traditionsreichen Knabengymnasium Harrow war er ein grosses Talent. Da entwickelte sich auch seine wilde Entschlossenheit, trotz oder wegen seiner Lähmung zu Ruhm und Grösse zu gelangen. In einem Gedicht schreibt er:
… Missgestalt - Ist immer kühn. Ihr Wesen ist’s, die Menschen an Herz und Seel zu überwältigen. Und allen andern gleich zu machen sich, Ja überlegen selbst. Es liegt ein Sporn in der gehemmten Regungsfähigkeit, zu werden, was ein anderer nicht vermag. (S. 81)
In der Harrow School dürften Byron und seine Freunde ihre sexuellen Leidenschaften ausgelebt haben. Jedenfalls weisen Eifersuchtsausbrüche und Machtspiele, Betrugsvorwürfe und Bitten um Vergebung auf bedrohte Besitzansprüche und sexuelle Bindungen hin. (S. 89)
Ab 1805 studierte Lord Byron an der Universität Trinity in Cambridge. Zu seiner Zeit hatte die Universität einen schlechten Ruf, die wüste dolce vita reicher und adliger Studenten bestimmte den Ton. (S. 129)
In Trinity Chapel traf Byron den 15-jährigen Chorknabe John Edleston, dessen wunderbarer Gesang und engelhafte Gestalt den zwei Jahre älteren (!) Byron gefangen nahm. Er adoptierte den verwaisten Jüngling und etablierte sich als Vaterfigur:
und schuf damit sexuelle Verwicklungen von besonderem Reiz, da sie ein zweifaches Verbot enthielten: Inzest in Kombination mit Homosexualität, das waren Sünden, die des Kainsmals würdig waren. (S. 138)
Nachdem seine Beziehung zu Edleston schwierig wurde, besuchte er, 18-jährig, eine Kupplerin, die ihm «sehr junge Kinder» zur Verfügung stellte. Sorglos konnte Lord Byron an ihren kleinen Körper seine sexuelle Obsession ausleben. Dazu erläuterte er in einem Brief:
Dieses Kainsmal verleihe auch besondere Rechte und Macht über schwächere Geschöpfe. Ein wildes Gefühl des Überwindens von Grenzen beflügelte ihn – Grenzen, vor denen andere erbebten (S. 150).
Kind geboren Ende des 18. Jh. von einer an Syphilis erkrankten Frau aus perceptionsofpregnancy.com, 2014/09/01
Mit 18 Jahren litt Lord Byron an einer Geschlechtskrankheit. Offenbar konnte er diese zum Teil kurieren, doch sie brach immer wieder aus. (S. 172f.) Später erfuhr er, dass sein engelhafter Chorknabe mit 21 Jahren an Gonorrhoe gestorben war. Über das Schicksal all der sehr jungen Kindern und Ballettmädchen, die ihm aus finanzieller Not zu dieser Zeit zur Verfügung standen, ist nichts bekannt.
'Lord Byron in Albanian dress' gemalt von Thomas Phillips aus Wikimedia
Als Lord Byron 21 Jahre alt war, machte er eine Reise, die ihn über Lissabon nach Spanien führte. In Spanien bekriegten sich zur selben Zeit französische Truppen unter Napoleon und Engländer. Von Gibraltar aus fuhr Lord Byron mit dem Schiff nach Griechenland und von dort aus ging’s zu Fuss nach Armenien.
Armenien war eine Gesellschaft ohne Frauen, Pädophilie allgegenwärtig. Lord Byron traf in Tepelena den berüchtigten Wesir Ali Pascha. Dieser hatte eine Vorliebe für sehr junge Kinder, die auch seine Söhne und Enkel einschloss.
Lord Byron war fasziniert von dieser Gestalt: Eine herzliche Vaterfigur mit zwinkernden blauen Augen und einem weissen Bart verbarg Ali seinen blutrünstigen Charakter. Lord Byron schrieb an seine Mutter:
denn er ist ein gnadenloser Tyrann, der sich der entsetzlichsten Grausamkeiten schuldig gemacht hat. (S. 306)
Lord Byron sieht im Wesir Ali Pascha den Übermenschen, der sich wie Napoleon über Natur- und Menschenrechte hinwegsetzte. Dieser Übermensch erregte in Lord Byron die Faszination des Grauens aber auch des Neids. Benita Eisler schreibt:
Unbelastet von einem christlichen Gewissen und im Besitze absoluter Macht konnte Ali ohne Schuld- oder Schamgefühle jedem Exzess frönen. Kein Laster hatte ihm seinen Stempel aufgedrückt …. Alis Gesicht war weder von Sünde noch von Leid gezeichnet (S. 306).
Dies kurz über Lord Byron, in dessen Biographie sich menschliche Abgründe auftun, auf die C. G. Jung überhaupt nicht eingeht. Er zitiert nur ausführlich aus dem Gedicht «Himmel und Erde» und folgert daraus:
Byrons Dichtung komponiert zwei grosse Ereignisse, ein psychologisches und ein tellurisches, nämlich die alle Schranken niederreissende Leidenschaft einerseits und die Schrecken der entfesselten Naturgewalten andererseits. Die Engel Samiasa und Azaziel entbrennen in sündiger Leidenschaft für die schönen Töchter Kains Anah und Aholibamah und durchbrechen so die Schranke, die zwischen Sterblichen und Unsterblichen gesetzt ist. Sie empören sich, wie einst Luzifer, gegen Gott.
Literaturhinweise
- Text aus Martin Buber, Ekstatische Konfessionen,
S. 66 - Text im Anhang von «Symbole der Wandlung»,
GW 5, S. 587f. - Text im Anhang von «Symbole der Wandlung», GW 5, S. 589
Text und Design: Esther Keller-Stocker, 15.05 2015,
Revision: 18.03.2021